Lyrik
des Barocks
Besonderheiten
Die Gedichte aus der
Barockzeit wurden meistens als Sonette mit Alexandriner (6-hebiger
Jambus mit Mittelzäsur) und in einer gehobenen Sprache verfasst,
sodass eine Sprachbarriere zur Alltagssprache bestand.
Die Gedichte standen
unter dem Einfluss der drei Hauptgedanken dieser Epoche: “memento
mori“ (Bedenke, dass ich sterblich bin), “carpe diem“
(Nutze den Tag) und dem Vanitas – Gedanken
(Vergänglichkeit). Auch die Dichter standen unter dem Eindruck ihrer
Zeit, was bedeutet, dass sie die Prachtentfaltung, die Angst vor dem
Tod, sowie Krieg und Krankheiten zu den Themen der Lyrik machten.
In der Zeit nach dem
dreißigjährigen Krieg herrschte für die Menschen eine enorme
Bedrohung von außen. Ihr Land wurde geplündert und Soldaten waren
eine ständige Gefahr. Daher hatte die Lyrik Verarbeitungsfunktion
für das Verlangen der Menschen die Zeitfragen zu bewältigen.
Die Gesellschaft war
weiterhin durch die klassische Rollenverteilung von Mann und Frau
geprägt.
In der Lyrik wurde
die Geliebte durch einen „Katalog äußerer Schönheit“
charakterisiert. Die Frau war eine märchenhafte und anbetungswürdige
Schönheit, die jedoch unerreichbar bleibt.
Die Dichter des
Barocks benutzen außerdem häufig die folgenden Stilmittel:
Metapher, Antithese,
Allegorie, Alliteration, Inversion, Klimax, Parallelismus und Topos.
Das lyrische Ich
und die Geliebte
Die Geliebte wird in
den meisten Gedichten als anbetungswürdige Frau beschrieben, deren
äußere Schönheit sehr nach Stereotypen definiert ist (z.B. weiße
Haut, Perlenzähne, rote Lippen, usw.). Die Frauen werden als
vollkommene Schönheiten beschrieben, die nur selten innere Werte
haben, bzw. welche nur selten beschrieben werden (z.B. Herz aus
Diamant).
Jedoch wird auch die
Vergänglichkeit der Schönheit thematisiert, die durch Krankheit oder
Krieg und gern in antithetischer Form dargestellt wird. Die Geliebte
ist und bleibt jedoch eine Märchenfigur.
Das lyrische Ich
sieht seine Geliebte ausschließlich unter dem Aspekt der Schönheit.
Es betrachtet sie, hat jedoch keine oder nur wenig Nähe zu ihr. Die
Frau wird nicht zum Individuum und es gibt keine Beziehung. Insgesamt
sehnt sich das lyrische ich wenig nach dem „Du“, sondern nach der
Perfektion (der Schönheit). Die Beziehung gibt es nicht und wird
höchstens auf körperlicher Basis von dem lyrischen Ich erträumt.
Das lyrische Ich
sieht seine Geliebte unter dem Aspekt der Vanitas Distanz und hat
Mitleid mit ihrem Verfall.
Historischer
Hintergrund
Die Zeit des Barocks
ist geprägt von dem dreißigjährigen Krieg, wodurch es viel
Zerstörung, Armut, Krankheiten, Hungersnöte und Plünderungen mit
einer großen Anzahl von Toten und Verletzen gab. Die Menschen hatten
damals einen starken Glauben zu Gott.
Nach dem
westfälischen Frieden wurden die Städte einzelnen Fürsten zur
Verwaltung übergeben. Diese bauten gigantische Paläste und
Parkanlagen zur Demonstration ihrer Macht.
Lyrik
der Romantik
Besonderheiten
In der Epoche der
Romantik wurde die Geliebte durch ihre Schönheit personifiziert.
Dabei hatte sie kaum Individualität. Jedoch wendet sich die Lyrik in
dieser Epoche von der traditionellen Rollenverteilung ab, weil die
Geliebte das lyrische Ich verlässt. Dieses flüchtet sich in die
Natur und die Ferne (Eskapismus).
Die Gedichte haben
eine harmonische äußere Form, die oft im Kontrast zum Inhalt steht.
Gattung
Die Gedichte der
Romantik haben eine harmonische äußere Form. Sie besitzen eine
durchgängiges Reimschema und ein ungebrochenes Metrum. In der Regel
werden auch die typischen Inhalte (Gefühlschaos, Stagnation, Flucht
in Träume) eingehalten.
Die
Topoi der Romantik
Die Dichter der
Romantik haben sich zahlreiche Bilder zu Nutze gemacht, um das
Geschehen des Gedichts darzustellen. Diese nennen sich die Topoi der
Romantik.
Durch Träume
flüchtet sich das lyrische Ich aus der Wirklichkeit in eine heile
Zukunft.
Dabei hat es immer
Sehnsucht nach der Geliebten, der Freiheit oder der Ferne, die
letzten Endes aber unerreicht bleiben.
Das lyrische ich
leidet seelische Schmerzen, weil die Geliebte ihm diese zufügt
in dem sie es verlässt oder die Beziehung ablehnt.
Das Motiv der Natur
ist in den Gedichten der Romantik immer positiv, das Wetter ist
meistens gut. Die Alternative sind Stürme und Unwetter.
Auch die Rolle
von Mann und Frau hat sich verändert. Die Frauen sind immer noch
begehrenswert und verehrungswürdig, haben aber einen eigenen Willen.
Sie sind aktiv, da sie zum Beispiel die Beziehung beenden.
Die Harmonie,
nach der sich das lyrische Ich sehnt, wird durch Sinnbilder
dargestellt, wie zum Beispiel durch: Blumen, Sterne oder
Nachtigallen.
Das
romantische Gedicht
Die Lyrik der
Romantik beschreibt die Stagnation und Resignation der Beziehung von
Geliebter und lyrischem Ich. Dabei ist keine Hinwendung zum Positiven
möglich. Es besteht also ein Beziehungsproblem, welches das lyrische
Ich durch die Flucht aus der Realität (Träume) zu kompensieren
versucht. Dabei werden diese Träume märchenhaft beschrieben.
Heinrich
Heine
Die Gedichte von
Heinrich Heine haben oft oder eigentlich immer einen ironischen
Unterton („doppelter Boden“). Weswegen der Eindruck geweckt wird,
dass er sich über die Epoche lustig macht.
Seine Gedichte sind
äußerlich in einer meist perfekten Form geschrieben (3 Strophen à
4 Verse), die dem Inhalt gänzlich widerspricht. Heine schreibt seine
Gedichte in einem volksliedhaftem Ton, der an Märchen erinnert und
benutzt die Alltagssprache.
Er behandelt die
Konflikte seiner Zeit. Daher thematisiert er die Männer- und
Frauenrolle, sowie die Industrialisierung.
In seinen Gedichten
verwendet er ebenfalls die typischen Stilmittel der Romantik.
Einordnung
in die Zeit
Zur Zeit der
Romantik fand ein starker Wandel in Natur, Gesellschaft und
Wirtschaft statt, bedingt durch die Industrialisierung.
Vor der Romantik
herrschte die Epoche der Klassik und des Sturm und Drang, nach ihr
der Vormärz und der Realismus. Deswegen steht die Romantik in engem
Zusammenhang mit der französischen Revolution.
Auswirkungen
der Industrialisierung auf die Lyrik
Die
Industrialisierung hatte zur Folge, dass Armut, Arbeitslosigkeit und
Krankheit in der Bevölkerung ausbrachen. Die Menschen wandten sich
der Natur zu. Diese veränderte sich schnell, da sie durch den
Städtebau verschwinden musste.
Die Menschen waren
auf der Suche nach Harmonie und Ruhe, weil sich ihr Leben durch den
technischen Fortschritt enorm beschleunigt hatte und sie unter
menschenunwürdigen Lebensverhältnissen leiden mussten.
Auswirkungen
der französischen Revolution
Bevor die
französische Revolution ausbrach, war die Gesellschaft in drei
Stände unterteilt. Der Klerus und der Adel herrschten. Dies hatte
zur Folge, dass Unruhen ausbrachen, da sich der 3.Stand benachteiligt
fühlte. Sie waren rechtlos und litten unter den hohen Steuern. Die
französische Revolution sorgte dafür, dass ein traditionelles
politisches und soziales System abgeschafft wurde.
Die Folgen davon war
eine allgemeine Verunsicherung, die zur Restauration führte. Die
Menschen hatte zugleich Angst und auch Hoffnung vor der Neuerung,.
Wendet man diese
Geschehnisse auf die Lyrik an, so muss man die veränderte Rolle von
Mann und Frau berücksichtigen. Außerdem die Sehnsucht nach
Beständigkeit und Harmonie, die in der äußeren Form der Gedichte
wiedergefunden werden kann. Die Lyrik verdeutlicht und verbildlicht
weiterhin die Möglichkeit der Neuerung, wobei die Flucht und die
Träume wiederum zeigen, dass die Lyriker dennoch den alten
Traditionen treu bleiben.
Moderne
Lyrik
Gedichte
der Gegenwart
Die
Lyrik spiegelt die Gesellschaft ihrer Zeit wider und thematisiert
deren Grenzen und Tabus. Außerdem zeigt sie notwendige Änderungen
für die Gegenwart auf.
Bei
den Gedichten wird die Gedichtform (rein äußerlich) nur zitiert. Es
erfolgt eine Hinwendung zum Individuum, jedoch gibt es für die
Geliebte kein allgemein anerkanntes Schönheitsideal mehr. Im Zentrum
der Lyrik steht das „Du“.
Häufig
werden Beziehungen oder der Wunsch nach einer Partnerschaft
thematisiert. Allerdings kommt in vielen Fälle diese Beziehung auch
tatsächlich zustande.
In
den Gedichten liegt eine verborgene Problematik, die gedeutet und
erkannt werden muss. Deswegen sind moderne Gedichte schwer zugänglich
in der Deutung.
Wesentliche
Merkmale
In
der Lyrik der Moderne gibt es keine verbindlichen Wertsysteme mehr.
Es wird eine komplizierte und unpersönliche Welt beschrieben, in der
Liebe und Partnerschaft als Wunsch und als Realität existieren. Die
Gesellschaft folgt keinen Ordnungssystemen mehr und das Individuum
hat ein Isolationsgefühl. Durch die Sprachnot und Sprachskepsis
herrschen immer mehr Kontakt- und Kommunikationsstörungen. Der
Mensch fühlt sich durch die automatisierte Technik abhängig und
unterlegen. Er ist nicht mehr in der Lage die Wirklichkeit zu
erfassen. Deswegen flüchten sich die Menschen in die Innerlichkeit
und den Traum der Besserung. Es kommt zu einer Vereinzelung und
Individualisierung. Die Menschen haben Angst vor der Zukunft und
erleben die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit der Liebe.
Besonderheiten
Beim
modernen Gedicht wird oft auf Reim, Metrum oder Strophen verzichtet.
Die äußere Form des Gedichts wird daher nur noch zitiert.
Die
Gedichte ähneln meist Tagebucheinträgen, da es nur dem lyrischen
Ich möglich ist die Zusammenhänge zu verstehen. Es spricht seine
Gefühle und Gedanken aus.
Auch
der Zeilenumbruch erfolgt nicht nach der Satzgrammatik, sondern ist
sinntragend. Dabei werden häufig Enjambements und der Hakenstil als
rhetorische Mittel genutzt.
Auch
die Struktur der modernen Gedichte unterscheidet sich von denen aus
Romantik und Barock. Es wird frei und kreativ mit den Grammatikregeln
und dem Wortschatz umgegangen. Anstatt Sätze und Nebensätze zu
formulieren, werden Wortgruppen und Ausdrücke benutzt. Außerdem
kommt es zur Nichtverwendung von Satzzeichen oder anderen
Ordnungselementen.
Um
das Gedicht deuten zu können, müssen die zentralen Bilder
erschlossen werden. Die Liebe und Beziehung wird in der Realität des
Alltags geschildert und problematisiert.
Die
Lyrik hat verarbeitungs- und Problemlösungsfunktion.
Das
lyrische Ich und die Geliebte
Bei
der Geliebten ist das Ideal der Schönheit mittlerweile sekundär,
während es in anderen Epochen bestimmend war. In der modernen Lyrik
ist Schönheit nicht mehr der Anlass für das Gedicht, sondern die
Persönlichkeit mit ihren Vorzügen und Schwächen. Dabei wird durch
das Gedicht die individuelle Sicht auf die Geliebte geschildert. Um
diese Perspektive verständlich zu machen, benutzen die Dichter
Vergleiche aus anderen Bereichen, wie der Natur oder der Tierwelt.
Generell
gibt es für die Geliebte keine Fixierung auf Rollen mehr, Frauen
sind allerdings auch verletzlich und nicht mehr unerreichbar
geworden.
Das
lyrische ich wiederum steht in einer inneren Beziehung zu der
Geliebten. Es problematisiert die Beziehung (Trennung, Differenz) und
verarbeitet diese bzw. sucht nach einer Lösung für das Problem. Das
lyrische Ich hat eine individuelle Haltung. Demnach ist die
Männerrolle nicht vorgegeben, sondern wird reflektiert. Die Geliebte
wird als Partnerin dargestellt und das Gedicht thematisiert
individuelle Erfahrungen.
Merkmale
der Zeit
In
der Moderne wird die Gedichtform häufig nur zitiert. Die Lyrik
ermöglicht die Verarbeitung von Erfahrungen durch Reflexion.
Mittlerweile sind Geliebte und lyrisches Ich gleichgestellte Partner
in der Beziehung, wobei sie nicht mehr auf bestimmte Rollen
festgelegt werden.
Im
Zentrum der modernen Lyrik steht die Konfrontation mit dem Gegenüber.
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