Buddenbrooks
– Thomas Mann (1901)
Inhalt
Der Roman beschreibt
den Verfall eines Lübecker Handelsgeschlechts im 18. Jahrhundert. Es
werden Figuren über vier Generationen hinweg beschrieben, wobei die
dritte Generation von zentraler Bedeutung ist und aus Thomas, Antonie
und Christian Buddenbrook besteht. Thomas und Christian haben
Probleme. Während Christian versucht das Familienmuster komplett zu
verlassen, trifft Thomas Fehlentscheidungen, die die Firma
Buddenbrook zurückwerfen. Als sein Erbe und Sohn Hanno stirbt, ist
das Ende der Ära deutlich.
Epoche
Der Roman lässt
sich nicht eindeutig zuordnen, ist jedoch im Umbruch zwischen dem 19.
und 20. Jahrhundert entstanden. Er beinhaltet die Ideen des
poetischen Realismus', weil es um die Strukturen der bürgerlichen
Gesellschaft geht. Auch die Inhalte der Epoche „Fin de siècle“
lassen sich wiederfinden, da die Auflösungstendenzen von Familie und
Gesellschaft geschildert werden. Außerdem lassen sich auch Tendenzen
aus dem Naturalismus finden. Der Roman bildet die Realität
naturgetreu ab.
Die Figuren
Wozu dient die
Familiengeschichte der Ratenkamps?
Die Vorgeschichte
der Ratenkamps, die vor den Buddenbrooks in der Mengstraße
gewohnt haben, gibt einen Ausblick auf den Verlauf und das Schicksal
der Firma Buddenbrook.
Die Geschichten
beider Familien weisen Parallelen auf. Beide Familien stehen unter
Druck und fällen ihre Entscheidungen nicht frei. Ihr Leben ist
geprägt von Flucht, Abwehr und Verdrängung.
Rollen der
Hauptfiguren des Romans
Die Eltern und
Großeltern der dritten Generation zeigen den bürgerlichen Aufstieg.
Christian
Christian verkörpert
den Versuch, aus der Familientradition auszubrechen. Er wird räumlich
aus der Familie ausgeschlossen, weil er nach England gehen muss. Sein
Suchtverhalten ist ein Symbol für die Suche nach einer
Lebensaufgabe, die aber nicht im Beruf des Kaufmanns zu finden ist.
Seine Krankheiten wiederum dienen als „Schutz“ vor dem
ungeliebten Beruf. Auch die unstandesgemäße Hochzeit von Christian
und Aline Puvogel ist ein Zeichen der Abgrenzung und des Protests.
Thomas
Thomas unterscheidet
sich stark von Christian. Er folgt der Familientradition, da er eine
Ausbildung zum Kaufmann macht und eine Praktikum in Amsterdam
absolviert. Für eine vorteilhafte Ehe beendet er seine Liebesaffäre
mit einer Blumenverkäuferin.
Thomas merkt
allerdings nicht, dass er durch seine Frau nur Geschäftsbeziehungen
geheiratet hat. Ihm fehlt der emotionale Zusammenhalt einer normalen
Ehe. Weiterhin bemerkt er nicht, dass sich die Anforderungen an sein
Geschäft verändern und er will es trotz widriger wirtschaftlicher
Lage vergrößern, wobei aber fatal scheitert. Auch sein Tätigkeit
als Senator bringt ihm nichts ein.
Thomas entwickelt
sich zu einer „Kunstfigur“, die nur Fassade und ohne Inhalt ist.
Tony (Antonie)
Tony ist eine schöne
Frau, die sich für ihre Familie aufopfert und ihre Interessen
zurückstellt. Sie ist auf Wohlstand und Ansehen aus und orientiert
sich dementsprechend. Tony ist willensstark, sie übersteht alle
Schicksalsschläge ohne zusammenzubrechen. Sie ist sich ihrer
Erscheinung und gesellschaftlichen Stellung genau bewusst und will
diese um jeden Preis halten.
Leitmotive
Gelb
Das Gelb spiegelt
sich in den Zigarren, Räumen des Hauses, der Hautfarbe und Grünlichs
Backenbart wider. Es ist ein Symbol für Verfall, Tod und Niedergang.
Blau
Das Blau findet man
in den Augenschatten und Fingernägel von Christian und Thomas
wieder. Es stellt die Kälte, Abgestorbenheit, Mattigkeit und
Schwäche dar.
Zähne
Die Figuren haben
unterschiedliche Zähne, die durch die Formulierungen „gesund und
weiß“, „klein und gelblich“ oder „weiß und groß, aber auch
faul und mit Fehlstand“ beschrieben werden. Dies bedeutet, dass
Zähne einerseits Vitalität, andererseits aber auch Tod darstellen
können.
Häuser
Das Leben der
Buddenbrooks in der Mengstraße, dessen Vorbesitzer in Konkurs
gegangen ist, ist eine Vorausdeutung für das Ende der Buddenbrooks.
Das Leben in der
Breitenstraße wiederum ist gegen die Vernunft gewählt, sondern
bezweckt ausschließlich Repräsentationsabsichten.
Der Umzug in die
Fischergrube, wo das Haus zwar sehr groß ist, am Ende jedoch
verkauft wird, ist gleichzeitig das Ende der Familie. Auch der Name
der Straße zeigt den Verfall, weil Fischer eher ärmlich sind und
„Grube“ ein eher negativ konnotiertes Wort ist.
Botschaft
Der Roman zeigt,
dass die alten Strukturen der Buddenbrooks nicht mehr greifen. Wer
nach ihnen und dem Klassendenken lebt, geht unter. Die Familie
Hagenström dagegen ist ein Beispiel für Innovation und veränderte
Familienstrukturen. Die Eltern bestimmen nicht mehr den Lebensweg
ihrer Kinder (Hanno, Tony) und Frauen sollten die Möglichkeit
bekommen einen Beruf zu ergreifen. Tony hat keine Alternative, als
ihr Leben der Familie zu widmen und Gerda bleibt auf ihr Musikzimmer
beschränkt. Beide Frauen haben kein erfülltest Leben.
Zeitkritik
Der Roman stellt
dar, wie eine Familie untergeht, weil sie nicht in der Lage ist sich
an neuen Werten zu orientieren, sondern an alten hängen bleibt. Der
Roman schildert einen Traditionsumbruch bei dem eine neue Zeit
anbricht und die traditionellen Mittel nicht mehr funktionieren bzw.
ihren Wert verlieren.
Die Familie gibt
außerdem Beispiele für das überholte Ständebewusstsein und die
Tatsache, dass Luxus als Lebensgefühl nicht automatisch auch Glück
bedeutet.
Das 20. Jahrhundert
orientiert sich an der Gegenwart und verlangt Flexibilität. Die
Tradition darf nicht zum Selbstzweck werden und Individualität muss
zugelassen werden und der Frau wird Autonomie zugesprochen.
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