Tauben
im Gras – Wolfgang Koeppen (1951)
Einführung
Der Roman schildert
in einem fest umrissenen Zeitraum von 18 Stunden durch die
Beschreibung von annähernd 30 Einzelschicksalen das Leben im
Deutschland der Nachkriegszeit zu Beginn der fünfziger Jahre.
Koeppen zeigt die
Folgen des zweiten Weltkriegs, indem er am Beispiel der Figuren den
gesellschaftlichen Verfall, die Kontaktlosigkeit und die
Kommunikationsunfähigkeit der Nachkriegsgesellschaft darstellt.
Die
Personen – die Lebenssituation der Menschen
Allgemein lässt
sich sagen, dass sich die Figuren zwischen Lebenshunger und
Lebensüberdruss befinden. Viele von ihnen sind mit Ohnmacht und
Versagen konfrontiert. Sie sind sozial nicht integriert und haben
politische und private Existenzkrisen. Es eröffnen sich kaum oder
sogar keine neuen Perspektiven und viele der Menschen leben am
Existenzminimum.
Koeppen beschreibt
seine Figuren als Menschen einer anonymen Masse, die ohne Ziel,
einsam und ohne erkennbare Ordnung lebt.
Philipp
Philipp ist ein
gescheiterter Schriftsteller, der in einer Beziehung mit Emilia ist,
dieser jedoch aus dem Weg geht. Er befindet sich in einem Zustand der
Antriebslosigkeit und der Verzweiflung. Er hat eine depressive
Grundeinstellung der Resignation, die zu existentiellem Ekel führt.
Durch seine
Schreibblockade kann er seinen Auftrag, ein Interview mit dem
Schriftsteller Edwin, nicht ausführen. Auch sein Versuch die junge
Kay zu verführen, die sich auf ihn einlässt, scheitert an seiner
inneren Unruhe.
Philipp ist gefangen
zwischen Intelligenz und Handeln.
Emilia
Emilia ist Tochter
einer ehemals reichen Familie. Sie hat ihr Vermögen durch den Krieg
verloren und hat jedoch nie gelernt eigenständig Geld zu verdienen.
Sie sehnt sich nach materiellem Wohlstand und gesellschaftlichem
Ansehen.
Emilia verdrängt
ihre Lage durch exzessiven Alkoholkonsum. Sie verkauft Gegenstände
aus ihrer Villa zur Lebenssicherung und kompensiert ihre psychischen
Defizite (Wohlstand + Philipp) mit ihrer Beziehung zu ihren Tieren,
die sie von der Straße aufnimmt.
Die Beziehung mit
Philipp ist für Emilia eine Bestätigung ihrer Lebensweise, da sie
durch Reichtum einen höheren Status und damit Macht besitzt. Philipp
hingegen ist für sie labil und lebensuntüchtig.
Emilia befindet sich
zwischen Liebe und Distanz.
Odysseus Cotton
Odysseus ist ein
amerikanischer Besatzungssoldat, der sich vollständig mit seiner
Heimat identifiziert und sich die deutsche Stadt ansehen möchte.
Dabei wird er von dem Kofferträger Josef begleitet. Odysseus hat
eine Abwehrhaltung gegen die Vorurteile der Deutschen und sieht sich
selbst als Befreier.
Am Ende des Romans
glaubt er, dass Josef ihn bestohlen hätte und tötet den Mann mit
einem Stein, was eine Welle von Hass auslöst.
Odysseus ist
zwischen dem Heldentum und dem Mord gefangen.
Josef
Josef ist ein alter Kriegsveteran, der mittlerweile als Kofferträger arbeitet. Er sucht Frieden und hat das Leben aufgegeben. Als Josef sich mit Odysseus auf den Weg macht, ahnt er seinen Tod voraus. Er stirbt in Folge eines Angriffs von Odysseus, weil er ihn angeblich bestohlen haben soll. Dieser Tod verdeutlicht die Perspektivlosigkeit des alten Mannes.
Josef ist ein alter Kriegsveteran, der mittlerweile als Kofferträger arbeitet. Er sucht Frieden und hat das Leben aufgegeben. Als Josef sich mit Odysseus auf den Weg macht, ahnt er seinen Tod voraus. Er stirbt in Folge eines Angriffs von Odysseus, weil er ihn angeblich bestohlen haben soll. Dieser Tod verdeutlicht die Perspektivlosigkeit des alten Mannes.
Josef steht zwischen
Vorahnung und Resignation.
Washington Price
Washington ist
ebenfalls ein amerikanischer Soldat, der mit Carla zusammen ist.
Diese erwartet ein Kind von ihm.
Washingtons
Schicksal zeigt den Untergang eines Hoffnungsträgers, da er von
allen Figuren der einzige ist, der fähig zu positiven Entscheidungen
ist. Er sucht nach privatem Glück ohne rassistische Vorurteile und
träumt von einer glücklichen Zukunft mit Carla und ihrem
gemeinsamen Kind.
Washington ist
gefangen zwischen der Hoffnung und den gesellschaftlichen Schranken.
Carla Behrend
Carla wurde durch
den sozialen Abstieg und Verfall ihrer Familie entwurzelt. Durch die
Nahrungsmittelknappheit, die Erziehung ihres Sohnes Heinz und ihrem
verschwundenen Mann steht sie unter großem Druck. Ihre Beziehung zu
dem dunkelhäutigen Washington wird von der damaligen Gesellschaft
verachtet. Anstatt den ehrenhaften Status einer Kriegerwitwe zu
haben, gilt sie als Flittchen. Washington gibt Carla jedoch Halt in
ihrer Strukturlosigkeit. Sie träumt von einem neuen Leben in
Amerika. Zu ihrer Schwangerschaft hat Carla ambivalente Gefühle. Sie
sieht keine Verbesserungsmöglichkeiten mehr für sich und denkt über
eine Abtreibung nach, von der Washington sie aber abhält.
Carla befindet sich
zwischen ihrer Traumwelt und der bitteren Realität.
Kay
Kay ist eine junge
amerikanische Lehrerin, die Urlaub in Deutschland macht. Sie ist sehr
begeistert und hat ein großes Interesse an ihrer Umwelt, was ihre
Lebenslust zeigt. Sie ist gebildet und interessiert an Literatur,
weshalb sie Edwin bewundert. Nach ihrem Treffen ist sie jedoch sehr
enttäuscht.
Kay hat eine
positive Lebenseinstellung und tritt mit vielen Menschen in Kontakt,
die sie faszinierend finden. Sie ist auf der Suche nach Abenteuern.
Kay steht zwischen
Lebenslust und Enttäuschung.
Mr. Edwin
Mr. Edwin ist ein
erfolgreicher Schriftsteller, der für einen Vortrag in die Stadt
gekommen ist. Er hat eine eher konservative Lebensweise und
orientiert sich an der Werten der Vergangenheit. Er ist einsam und
entmutigt. Obwohl er berühmt ist, flüchtet er vor der
Öffentlichkeit. Sein Vortrag beschreibt die Wahllosigkeit des
menschlichen Daseins. Seine Zuhörer sind jedoch mehr oder weniger
gleichgültig. Sie hören ihm nicht zu und haben andere Prioritäten
bzw. ein kulturelles Desinteresse.
Somit ist Edwin
gefangen zwischen Ruhm und Verbitterung
Alexander
Alexander ist ein
berühmter Schauspieler, der gerade eine Rolle im Film „Herzogliebe“
hat. Er führt eine Ehe mit Messalina und hat eine Tochter
(Hillegonda). Er ist überfordert mit seinem Alltag, weshalb er
permanent müde ist und keine Motivation aufbringen kann. Im
Rampenlicht spielt er die Rolle eines Helden, zuhause ist er jedoch
nur müde und erschöpft. Er bereitet sich nur widerwillig auf die
Anforderungen eines neuen Tages vor.
Alexander ist
gefangen zwischen Ruhm und Scham.
Messalina
Messalina ist
Alexanders Frau und Mutter von Hillegonda. Ihr Leben besteht
hauptsächlich aus der Organisation von Feiern, die auf Sex und
Alkohol fixiert sind. Sie lebt nur nach der momentanen
Lustbefriedigung und vernachlässigt dabei ihr eigenes Kind.
Messalina versucht ihre eigene Minderwertigkeit durch die Feste mit
Berühmtheiten aufzuwerten. Sie ist eigentlich schüchtern und
versucht dieses durch ihre Sexualität und grobe Art zu kompensieren.
Sie steht zwischen
Arroganz und Schüchternheit.
Susanne
Susanne ist eine
Prostituierte, die Odysseus sein Geld stiehlt. Er tötet daraufhin
Josef. Susanne löst damit indirekt eine Welle von Hass und Gewalt
aus. Sie hat eine Identitätsproblem. Dadurch, dass sie viele
schwierige Erfahrungen gemacht hat, lässt sie zwar alles über sich
ergehen, ihr Weltbild ist aber geprägt von Hass. Sie fühlt sich von
der Gesellschaft missbraucht und bewundert diejenigen, die
rebellieren.
Susanne befindet
sich zwischen Liebe und Hass.
Hillegonda (+
Kinderfrau Emmi)
Hillegonda hat, als
Tochter von Messalina und Alexander, kaum Kontakt zu ihren Eltern.
Sie leidet unter ihrer Kinderfrau Emmi, die sehr grob/bäuerlich ist
und ihren strengen Glauben durch häufige Kirchenbesuche an
Hillegonda weiterzugeben versucht.
Diese fromme
Gläubigkeit der Kinderfrau führt dazu, dass Emmi beten muss,
anstatt zu spielen. Emmi ist der Meinung, dass das Kind Buße für
die Sünden seiner Eltern tun muss. Hillegonda wiederum versteht ihre
eigene Sünde nicht und fragt sich deswegen nach dem Sinn ihres
Betens.
Das Mädchen hat
keine normale Kindheit und verhält sich wie eine Erwachsene. Sie hat
kein Leben in der Familie oder der Öffentlichkeit, sondern nur Emmi
als einzige Bezugsperson. Somit fehlt ihr der Kontakt zur Realität.
Hillegonda kann und darf sich nicht normal entwickeln. Sie entwickelt
Schuldkomplexe.
Hillegonda ist
gefangen zwischen Unschuld und Schuldkomplex.
Frau Behrend
Frau Behrend ist die
Mutter von Carla. Sie ist die Personifizierung der Fortdauer des
nationalsozialistischen Rassismus' in Deutschland. Sie orientiert
sich weiterhin an der Vergangenheit und legt größten Wert auf die
Meinung anderer.
Sie leidet ebenfalls
unter der Auflösung ihrer Familie. Sie ist von ihrem Mann geschieden
und das Familienhaus wurde zerstört. Für Frau Behrend ist die
Beziehung von Carla und Washington eine Schande.
Frau Behrend lebt
zwischen Einsamkeit und der Suche nach gesellschaftlicher Akzeptanz.
Herr Behrend (+
seine Geliebte Vlasta)
Herr Behrend ist
Vater von Carla und Exmann von Frau Behrend. Er ist ein ehemaliger
Obermusikmeister der deutschen Wehrmacht und verdient jetzt sein Geld
als Kneipenmusiker. Er hat eine Beziehung mit der jungen Tschechin
Vlasta, die er im Krieg gerettet hat.
Er hat seine Frau
verlassen und lebt nun ein Leben ohne Vorurteile. Er ist glücklich
und akzeptiert die Beziehung von Carla und Washington.
Herr Behrend
befindet sich zwischen Vernunft und Glück.
Dr. Behude
Dr. Behude ist ein
ehemaliger Militärarzt und jetzt Psychiater von Emilia. Er hegt eine
besondere Faszination für sie.
Er ist in
finanzieller Notlage, weshalb er häufig Blut spendet und viel Sport
treibt, um zu vergessen. Er hat keine Lebensfreude mehr.
Schnakenbach
Schnakenbach ist ein
brillanter Kopf und Patient von Dr. Behude. Um dem Kriegsdienst zu
entgehen, hat er sich abhängig von Tabletten gemacht und ist nun
nicht mehr in der Lage längere Zeit wach zu bleiben.
Richard Kirsch
Richard ist ein
entfernter Verwandter der Familie Behrend und kommt zu Besuch nach
Deutschland. Er stellt die amerikanische Lebensweise über die
europäische. Er ist ein amerikanischer Patriot, der keine Verbindung
mehr zu Deutschland hat.
Christopher und
Henriette Gallagher
Christopher ist
zusammen mit Sohn Ezra in Deutschland und träumt von einer
Übersiedlung. Seine Frau Henriette ist dagegen, da ihre Eltern als
Juden deportiert und ermordet worden sind. Sie kann sich eine
Rückkehr nach Deutschland nicht vorstellen. Das Schicksal dieser
Familie zeigt, wie das Leben durch Fremdbestimmung gelenkt werden
kann.
Ezra und Heinz
Ezra ist der Sohn
von Henriette und Christopher. Heinz ist der Sohn von Carla, der
sowohl Bewunderung, als auch Abscheu gegenüber Washington empfindet.
Die beiden Jungen verhandeln über den Verkauf eines Hundes und
benehmen sich dabei wie Erwachsene.
Der
Roman
Der
Titel
Die Menschen in dem
Roman verhalten sich wie Tauben im Gras.
„Im Gras
hockten Vögel. Miss Burnett dachte >wir verstehen nicht mehr als
die Vögel […], die Vögel sind zufällig hier, wir sind zufällig
hier, Hitler war ein Zufall, seine Politik war ein grausamer und
dummer Zufall, vielleicht ist die Welt ein grausamer und dummer
Zufall Gottes, keiner weiß warum wir hier sind, die Vögel werden
wieder auffliegen und wir werden weitergehen>“
- Tauben im Gras,
Wolfgang Koeppen (S.171)
Zeitlicher
Rahmen
Das Romangeschehen
findet innerhalb von 18 Stunden statt, die gleichzeitig das
Stadtleben während eines Tages beschreiben. Die Handlungsstränge
überlappen sich und finden teilweise gleichzeitig statt. Es gibt
jedoch eine organisierte Abfolge ohne Endpunkte. Die Zeit läuft ins
Leere.
Menschen nach dem
Krieg
Das Leben der
Figuren nach dem zweiten Weltkrieg ist geprägt von Ablenkung und
Vergessen. Die Personen versuchen ihre Traumata zu verdrängen. Es
geht vor allem um Überleben und Wiederaufbau und nicht um die
Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Die Folgen des
Krieges sind immens. Menschen haben Eigentum, Vermögen und Existenz
verloren (Emilia) oder leiden unter dem Verlust von Angehörigen
(Carla). Außerdem ist das Vertrauen in den Staat, den Glauben und
die Heimat erschüttert (Edwin). Das Leben aller Figuren ist geprägt
von Zukunftsängsten. Sie sind heimatlos und entwurzelt (Fam.
Behrend) und haben physische und psychische Verletzungen
davongetragen (Schnakenbach). Die Wirtschaft ist völlig
zusammengebrochen und stattdessen exisitiert nun ein Schwarzmarkt
(Emilia). Außerdem wird deutlich, dass das Ende des Kireges nicht
mit dem Ende des Nationalsozialismus' gleichzusetzen ist.
Zusammenfassend
lässt sich sagen, dass das Leben der Menschen im Roman von
Orientierungslosigkeit und Verfall geprägt ist.
Identitätsverlust
in der Masse
In den Schicksalen
der Figuren lassen sich Identitätskrisen und allgemeine
Beziehungsunfähigkeit wiederfinden. Der Roman beschreibt die
Menschen als Individuen mit Einzelschicksalen, die keine solidarische
Schicksalsgemeinschaft bilden oder sich gegenseitig helfen. Die
Menschen werden zu isolierten Figuren in einer allgegenwärtigen aber
gesichtslosen Masse. Die zwischenmenschliche Verständigung geht
verloren.
Räumliche
Einteilung
Die Handlungen der
Figuren finden sowohl in öffentlichen, als auch in privaten Räumen
statt, jedoch zeigen die Personen dort unterschiedliches Verhalten.
Befinden sich
einzelne Personen an einem öffentlichen Ort, so nehmen sie einander
nicht wahr und es gibt keine Kommunikation. Teilweise kennen sie sich
auch gar nicht. Es herrscht eine generelle Kontakt- und
Kommunikationslosigkeit. Einheimische gehen einander aus dem Weg
(Messalina + Emilia), jedoch besteht eine Faszination für das
Fremde. So begleitet Joseph Odysseus und Kay freundet sich einzeln
mit Philipp und Emilia an.
In privaten Räumen
haben die Personen Konflikte mit sich selbst und anderen. Die
Erwachsenen führen ein zurückgezogenes Leben und lassen niemand
anderen in ihre Wohnungen. Es finden keine familiären
Zusammentreffen statt und die Personen verbringen möglichst wenig Zeit zuhause. Dort sind sie isoliert und zeigen ihre wahren
Emotionen. Diese Flucht ist eine versuchte Kompensation des
verlorenen Heimatgefühls.
Zusammenfassend
lässt sich sagen, dass die öffentlichen Räume, die eigentlich
Möglichkeiten der Begegnung sind, nicht genutzt werden. Auch die
privaten Räume, die normalerweise Geborgenheit verkörpern und die
Familie zusammenbringen, werden nur als Rückzugsort des Einzelnen
genutzt. Die Bedeutung der Orte wird ins Gegenteil verkehrt.
Prolog und Epilog
Zu Beginn des Romans
werden Angst, Schrecken und Furcht geschildert, die mit der
Erinnerung an der Krieg verbunden sind. Außerdem wird an das
geteilte Deutschland erinnert, welches die Angst nach dem Krieg und
die Spannungen verdeutlicht. Es wird die physische und psychische
Erschöpfung der Menschen beschrieben, die in eine ungewisse Zukunft
blicken, welche eventuell erneut von Krieg geprägt sein wird.
Weiterhin wird klar, dass Deutschland durch die Besetzung
fremdbestimmt ist.
Am Ende des Romans
herrschen immer noch die Spannungen, Konflikte und Bedrohungen des
Tages. Die Menschen befinden sich in der selben Not und im gleichen
Unglück, wie zu Beginn des Tages. Deutschland ist die Grenze
zwischen Osten und Westen und damit innerlich zerbrochen.
Veränderungen:
Der Tag der Figuren
ist geprägt durch die Hoffnung auf Verbesserungen, jedoch
verschlechtert sich die Situation lediglich. Die Figuren sind
gefangen in einer Endlosschleife, die sich zum Negativen verändert.
Deswegen leiden die Menschen unter Frustrationen durch enttäuschte
Hoffnungen. Wo es am Anfang noch Hoffnung gab, ist nun ein
ernüchterndes Urteil.
A-Personalität von
Pro- und Epilog:
Diese Passagen
schildern die breite Masse der Bevölkerung und geben eine
historische Einordnung. Sie beschreiben die Lebenssituation der
Menschen und zeigen die Präsenz des Erzählers.
„Tag und
Nacht“-Symbolik:
Der Roman schildert
das alltägliche Leben, das trotz Ausnahmesituation, eine gewisse
Kontinuität hat. Die Nacht verkörpert dabei das Ungewisse und ist
der Scheitelpunkt zum Aufbruch in die Wiederholung.
Elemente der
Bedrohung:
Die Existenz der
Figuren wird von vier verschiedenen Elementen bedroht: Leben am
Existenzminimum, Krieg, Besatzung und eigene Ohnmacht.
Die Bedeutung der
Geschichte
Die Geschichte des
Romans ist ein ziel- und endloser Prozess, der eine Folge von
Katastrophen darstellt. Die Frage nach einer Zukunft ist schließlich
nicht mehr relevant, weil das Leben durch Brüchigkeit und
Selbstentfremdung geprägt ist. Die Menschen haben das Bedürfnis der
Ich-Erfüllung in der Gegenwart und beschäftigen sich nicht oder nur
wenig mit der Zukunft.
Zusammenfassend
lässt sich sagen, dass der Roman eine zerfallene und zerstörte
Welt beschreibt. Es geschieht eine Auseinandersetzung mit dem
Widerspruch des modernen Bewusstseins
(Streben nach
Reichtum und sozialem Ansehen ↔ individuelles Glück)
“Tauben im
Gras“ als ein Roman der Zeit?
Koeppens Roman ist
zeitgemäß. Er beschreibt die Geschehnisse nach dem zweiten
Weltkrieg realistisch und zugleich verallgemeinernd. Die extreme Zeit
erforderte auch ein extremes Schreiben mit einer Geschichte ohne
Helden. Koeppen gibt durch „Splitterschicksale“ einen Einblick
in die Kollektivität der damaligen Gesellschaft. Seine Schreibweise
und Beschreibung der Ereignisse ist realistisch und visionär.
r.
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