Montag, 28. April 2014

Kabale und Liebe

Kabale und Liebe – Friedrich Schiller (1784)

Inhalt
Das Drama „Kabale und Liebe“ ist als klassisches Drama verfasst und besteht somit aus fünf Akten.
Im ersten Akt (der Exposition) werden alle Figuren vorgestellt und eine Einführung in Ort, Zeit und Handlung wird gegeben. Es wird dargestellt, dass Luise und Ferdinand sich lieben, aber wegen der Ständegesellschaft nicht zusammen sein können. Wurm, der ebenfalls Luise ehelichen möchte und dies auch dürfte, wird weder von den Eltern noch von Luise als Ehemann akzeptiert. Er entschließt sich daraufhin dazu die Intrige zu nutzen, um Luise für sich zu gewinnen. Deswegen erzählt er dem Präsidenten von Ferdinands Affäre. Der Präsident wiederum will, dass Ferdinand Lady Milford heiratet und er und Wurm schmieden die Intrige.
Im zweiten Akt steigt die Handlung und der Konflikt verschärft sich. Ferdinand und Lady Milford treffen sich und der Präsident greift in das Geschehen ein. Ferdinand will Lady Milford nicht heiraten, diese akzeptiert seine Abweisung jedoch nicht. Der Präsident lässt Luises Eltern ins Gefängnis bringen, um so Luise erpressen zu können.
Der dritte Akt stellt den Höhepunkt der Intrige dar und beinhaltet außerdem den Wendepunkt des Dramas. Das Schicksal der Figuren entscheidet sich. Der Präsident und Wurm spinnen ihre Intrige, um Luise und Ferdinand auseinander zu bringen. Luise muss einen Liebesbrief an Kalb schreiben, der Ferdinand zugespielt werden soll. Sie muss schwören nichts zu verraten, da sonst ihrer Familie Schaden zugefügt wird. Ferdinand glaubt, was in dem Brief steht und wird wütend.
Im vierten Akt fällt die Handlung und es gibt einen letztes retardierendes Moment, welches eine Chance auf die Rettung aus dem Konflikt darstellt. Lady Milford gibt Ferdinand nach einem Gespräch mit Luise auf, während diese sich zum Selbstmord entschieden hat.
Der letzte Akt zeigt dann die Katastrophe, die durch den Konflikt bzw. die Intrige entlädt und gleichzeitig die Auflösung des Konflikt darstellt. Die Helden gehen unter.
Luise will Selbstmord begehen, wird jedoch von ihrem Vater aufgehalten. Anschließend stattet ihr der wütende Ferdinand einen Besuch ab und vergiftet sie beide, weil er denkt sie habe ihn betrogen. Im Angesicht des Todes ist Luise von ihrem Eid entbunden und eröffnet Ferdinand die Intrige, der erkennt seinen Fehler und gibt seinem Vater (nach Luises Tod) die Schuld an allem. Dieser versucht Wurm die Schuld zu geben, der aber nur lacht und ihre kriminellen Machenschaften offenbaren will. Ferdinand vergibt seinem Vater schließlich vor seinem Tod und dieser will sich daraufhin der Justiz stellen.



Figuren

Der Fürst/Herzog
Der Fürst ist ein typischer Herrscher des Absolutismus. Das Wohl seines Volkes ist ihm gleichgültig.

Präsident von Walter
Der Präsident ist in seine Machtposition gelangt, weil er seinen Vorgänger ermordet hat, was nun sein Gewissen belastet. Um seine Stellung zu etablieren, will er die Gunst des Herzogs gewinnen und ist bereit dafür alles zu tun.
Er nimmt Einfluss auf seinen Sohn, Ferdinand, da er möchte, dass der Sohn die gleiche Laufbahn einschlägt, wie er selbst. Der Präsident hält seinen Sohn für unmündig und trifft deswegen seine Entscheidungen für ihn. Auch die Ehe hat für den Präsidenten ausschließlich etwas mit dynastischen und politischen Zielen zu tun und nicht mit Liebe. Um sein Ziel zu erreichen ist dem Präsidenten jedes Mittel recht.
In dem Drama zeigt sich der Präsident als skrupellos. Er lässt sich nur beeinflussen, wenn er sonst Nachteile befürchten muss. Dies geschieht zum Beispiel, als seine kriminellen Machenschaften enthüllt werden sollen.
Der Präsident ist außerdem Kernfigur der Intrige. Er spielt Ferdinand den liebenden Vater vor, der sogar die Hochzeit mit Luise erlaubt und hintergeht dabei seinen Sohn, damit er die Zwecke des Vaters erfüllt. Nach dem Tod von Ferdinand versucht der Präsident die Schuld zunächst auf Wurm abzuwälzen. Erst als sein Sohn ihm verzeiht, kann der Präsident sein Handeln und deren Konsequenzen in ihrer ganzen Tragweite erkennen und stellt sich reuevoll der Justiz.

Ferdinand
Ferdinand hat eine aufgeklärte Denkweise und hält Distanz zur Welt des Adels, aus der er eigentlich stammt. Somit steht er zwischen den einzelnen Ständen. Durch seine Geburt und seinen Vater wäre es ihm möglich eine schnelle Karriere am Hof zu absolvieren, dies möchte er jedoch nicht.
Auch wenn er sich eigentlich von den Verhaltensnormen der adeligen Schicht entfernt hat, gelingt es ihm jedoch nicht sich von den Denkweisen völlig zu lösen. Er fordert den Hofmarschall zu einem Duell heraus, weil er die Intrigen des Hofes verabscheut.
Für Ferdinand besteht der „Wert“ eines Menschen aus den persönlichen Qualitäten und nicht aus dem Stand. Er sieht das „autonome Ich“ als wichtiger und höher an, als die Geburt,die über den Stand bestimmt.
Ferdinand verliebt sich in die bürgerliche Luise und möchte sie trotz des Standesunterschieds heiraten, dies scheitert aber durch die intrigante Welt der Adels. Letzten Endes ist der einzige Ausweg aus dem Dilemma und der Intrige für Ferdinand der Tod. Die Kabale zerstört sein Lebensglück und er sieht zu spät ein, dass dies nicht zu ändern ist. Nach dem Tod von Luise kann er ihre Gedankenwelt annehmen und vergibt seinem Vater.

Hofmarschall von Kalb
Auch der Hofmarschall hat seine Stellung durch den Mordanschlag des Präsidenten bekommen. Sein Lebensstil ist durch die Erhaltung des perfekten äußeren Scheins geprägt. Er identifiziert sich mit dem glanzvollen Hofleben und macht es zu seinem Lebensinhalt. Dabei ist er sehr oberflächlich und eher dümmlich. Er legt sehr großen Wert auf Kleidung und Sprache und tratscht gerne über den Klatsch des Hofes.
Zunächst ist er deswegen ein passives Werkzeug der Intrige, muss dann jedoch aktiv werden und Luises Liebhaber spielen. Ansonsten verliert er seine geliebte Position. Der Hofmarschall ist abhängig von der Gunst des Präsidenten, da er kein Alternative für sein Leben hat, weil ihm dazu die nötigen Qualitäten fehlen.
Bei der Auseinandersetzung mit Ferdinand spielt er ihm zunächst den gefälschten Liebesbrief zu, wird aber, nach Ferdinands Herausforderung, feige und verrät Ferdinand die Intrige, welche dieser in seiner emotionalen Unruhe jedoch nicht begreift.
Der Name des Hofmarschalls spiegelt sein gesamtes Wesen wider. Er ist naiv und dumm wie ein Kalb und gehört aber zur höheren Schicht, was er unbedingt erhalten möchte.

Lady Milford
Lady Milford ist die Geliebte des Herzogs. Sie repräsentiert gleichermaßen den Adel und das Bürgertum. Sie lebt im englischen Exil, da ihr Vater möglicherweise ein Verräter war. Nach ihrer Ankunft in Deutschland hat sie sechs Jahre in Armut gelebt dann, als sie den Herzog traf, dessen Liebe bereitwillig erwidert.
Von außen erscheint sie, wie eine skrupellose Mätresse, die ausschließlich auf Luxus und Wohlstand aus ist.
Eigentlich sehnt sie sich jedoch nur nach Liebe und wünscht sich ein neues Leben mit Ferdinand. Dabei ist ihr größter Wunsch eine Herzensbeziehung, bei der sie sich ihrem Geliebten völlig hingeben kann. Für sie hat Ferdinand seine innere Reinheit bewahrt, im Gegensatz zur Adelsgesellschaft.
Lady Milford nutzt ihr Beziehung zum Herzog, um sich für das Wohl des Landes einzusetzen und Unheil zu verhindern. Außerdem spendet sie an Bedürftige.
Als Ferdinand die Ehe mit ihr (wegen Luise) nicht eingehen will, kämpft sie gegen die mögliche öffentliche Denütigung und will seine Abweisung nicht akzeptieren, sondern ihn zur Ehe zwingen.
Als sie auf Luise trifft, stellt sie zuerst ihre Überlegenheit zur Schau und demütigt Luise. Später bröckelt jedoch diese Fassade und sie offenbart Luise ihre wahre Gefühlslage. Durch Drohungen und Versprechungen gibt Luise Ferdinand am Ende auf und entscheidet sich für den Selbstmord. Diese Einsicht beschämt Lady Milford, sodass sie sich entschließt, das Land zu verlassen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Figur der Lady Milford die Sehnsucht nach Liebe und das scheiternde Streben nach dem Guten verkörpert. Das Scheitern wird durch die Eingebundenheit in die Verschwendung und Intrige des Hofes ausgelöst. Letzten Endes trifft sie jedoch die humane Entscheidung zu gehen.

Wurm
Wurm ist der Handlanger des Präsidenten und verkörpert alle Eigenschaften, die seinem tierischen Namensvettern nachgesagt werden. Er hat ein sehr unansehnliches Aussehen und wird als der „geborene Verbrecher“ geschildert. In seiner Position weiß er um die kriminellen Machenschaften des Präsidenten, begeht selbst aber auch welche.
Wurm möchte Luise heiraten und ist eifersüchtig auf deren Beziehung mit Ferdinand. Durch diese Eifersucht getrieben berichtet er dem Präsidenten von der Affäre und will so seinen Konkurrenten ausspielen.
Wurm gehört von Geburt an eigentlich zum Bürgertum und will auch eine unberührte Frau ehelichen, was die bürgerlichen Vorstellungen repräsentiert, lebt aber ansonsten in der Welt des Adels.
Er ist der Architekt der Kabale und nimmt dabei nicht nur Befehle entgegen, sondern handelt auch aus eigenen kriminellen Energien. Er nutzt die Schwächen der Anderen zu seinem Vorteil und ist an keinen Eid gebunden, weshalb er ohne Reue unmoralisches Verhalten zeigen kann.
Allerdings akzeptiert am Ende nicht die Rolle des Sündenbockes, welche der Präsident ihm auferlegen möchte. Durch dessen Schuldzuweisung will Wurm letzten Endes alle kriminellen Taten der beiden offenlegen.

Frau Miller
Frau Miller ist Luises Mutter und unterstützt die Beziehung von Ferdinand und Luise, weil sie sich den sozialen Aufstieg für Luise wünscht. Sie kann sich jedoch gegen Luise Vater, Miller, nur schwer behaupten. Frau Miller ist fasziniert vom Adel und benimmt sich unterwürfig gegenüber höher Gestellten. Sie möchte einen guten Eindruck machen und verrät aber durch ihre Schwatzhaftigekeit Wurm die Informationen, die er für seine Intrige benötigt.

Miller
Luises Vater ist fest im ständischen Denken verankert. Er lässt Luise zwar innerhalb ihres Standes den Ehepartner frei wählen, hält aber eine Ehe zwischen einer Bürgerlichen und einem Adeligen für unvorstellbar.
In dem Verhältnis zu seiner Frau versucht er weiterhin die klassische Rollenverteilung aufrecht zu halten und sich mit Autorität durchzusetzen, was sich in seinem groben Umgang mit ihr zeigt.
Sein Verhältnis zu Luise ist sehr liebevoll. Er opfert sich für sie auf, vermittelt ihr jedoch auch eindringlich die Ständegesellschaft und deren Bedeutung für ihr Leben. Trotzdem hat Miller ein bürgerliches Selbstbewusstsein, was sich in der Auseinandersetzung mit dem Präsidenten zeigt. Er verteidigt sein Hausrecht und es wird deutlich, dass er das Bürgertum für moralischer hält als den Adel.

Luise
Luise ist die Hauptfigur des Dramas und eine äußere Schönheit. Sie ist fest in ihrer Familie verankert und hat eine starke Bindung zu ihrem Vater. Außerdem ist sie sehr gläubig und ist der Meinung, dass die Ständegesellschaft von Gott gewollt ist.
Luise gerät schließlich in ein Dilemma, bei dem ihre Grundlagen ins Wanken geraten. Ihre Liebe zu Ferdinand steht im Widerspruch zu den Erwartungen ihres Vaters und ihrer religiösen Überzeugung. Weiterhin lässt sich Luise durch ihren Vater fremd bestimmen.
Durch ihre Rolle als Frau ist ihr keine Selbstbestimmung möglich. Sie muss drei wichtige Entscheidungen treffen, bei denen sie sich jedes Mal ihrem Vater unterordnet.
Letzten Endes vergibt sie jedoch allen Figuren, die ihr Leid zugefügt haben. Sie handelt nach den Idealen von Ehrbarkeit und Ehrlichkeit, was sie auch zu einer leichten Spielfigur und einem Opfer der Intrige macht. Sie verabscheut das unmoralische Leben des Hofes und hält sich an eidliche Verpflichtungen, die nur durch ihren nahen Tod aufgehoben werden können. In der Sekunde ihres Todes verzeiht sie allen Beteiligten ihr Leiden. 

 

Das Drama als Spiegel zeitgeschichtlicher Zustände
Schillers Drama zeigt die Veränderung der gesellschaftlichen Zustände. Das gebildete Bürgertum beginnt sich zu etablieren und verkörpert neue und moderne Werte. Die Rolle der Frau wird durch Kindererziehung und Haushalt definiert und die ehe dient jedoch nicht mehr wirtschaftlichen oder ständischen Gründen. Das bürgerliche Mädchen durfte sich den Ehemann, begrenzt durch die Standesschranken, selbst aussuchen.
Auch das Überlegenheitsgefühl des Adels war nicht mehr zeitgemäß. Zwar wurden Ehen zwischen den Ständen immer noch missachtet. Aber die Überlegenheit des Adels war eigentlich nicht mehr gerechtfertigt. Der Adel hatte immer noch die gepflegteren Umgangsformen, aber im Bereich der Bildung war das Bürgertum bereits überlegen.
Aus diesem Grund hielt sich auch das Bürgertum für moralisch überlegen. Das unberührte bürgerliche Mädchen stand dabei als Symbol im Gegensatz zur höfischen Mätresse.

Gesellschaftskritisches Drama
Das Drama kritisiert die absolutistische Willkürherrschaft. Der Fürst interessiert sich nicht für das Lebensglück oder die Interessen seiner Untertanen, sondern verkauft sein Volk als Soldaten, um Lady Milford ein Geschenk machen zu können.
In der Welt des Adels werden echte Werte den Machtinteressen geopfert. Die Figuren benehmen sich skrupellos und nutzen andere und sogar die eigene Familie aus, um ihre Macht und ihr Ansehen zu sichern. Der Präsident beispielsweise hat seinen Vorgänger ermordet und konnte so die Macht übernehmen. Durch die Heirat von Lady Milford und seinem Sohn will er seine Macht sichern und nutzt dabei die Intrige und Ferdinand als Spielball für seine persönlichen Interessen und Ziele. Eigentlich liebt er aber seinen Sohn, wie die letzte Szene zeigt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die wahren Werte durch den sozialen Egoismus der gesellschaftlichen Elite verdrängt werden.
Die Gegenposition zu dieser Stellung bildet Miller. Er akzeptiert die Ständegesellschaft als von Gott gegeben, sieht das Bürgertum aber als moralisch überlegen an.
Die Standesschranken und das Handeln der oberen Schicht zerstören das Liebesglück von Luise und Ferdinand, was für den Leser nicht nachvollziehbar ist.
Das Drama kreiert eine differenziertes Bild von Adel und Bürgertum.
Im Bürgertum ist Frau Miller fasziniert vom Adel und möchte, dass Luise in die Schicht aufsteigt. Wurm wiederum ist kriminell und niederträchtig, möchte aber die unschuldige Luise heiraten.
Im Adel ist Ferdinand die moralische Figur, die sich distanziert. Lady Milford nutzt ihre Position, um positiven Einfluss auf den Herzog zu nehmen und entscheidet sich schließlich zu gehen.
Ferdinand ist heimatlos zwischen zwei Ständen. Er verachtet den Adel und wird im Bürgertum jedoch nicht akzeptiert, weshalb er zu einem isolierten Individuum wird. Aus diesem Grund verliert er den Bezug zur Wirklichkeit und hält die Heirat mit Luise für gesellschaftlich möglich.

Tragödie
In dem Drama wird Luise zu tragischen Heldin. Die Themen umfassen die Familie (mit einer Vater-Tochter-Problematik) und die Liebe. Luise gerät als humane Heldin in einen unlösbaren Konflikt aus Werten, Familien und Wünschen.
Die Hauptfiguren missverstehen einander, da sie gegensätzliche Grundsätze haben und sich gegenseitig nicht genau zuhören.
Der Höhepunkt des Dramas stellt der Tod des Liebespaares dar. Ihre Liebe scheitert, weil Luise einerseits zu stark an ihren Vater und das Standesdenken gebunden ist, andererseits Ferdinand sich gesellschaftlich isoliert und keine andere Perspektive mehr annehmen kann, weshalb er in der eigenen Gedankenwelt gefangen ist.

Die Rolle der Religion
Miller und Luise sind sehr stark im christlichen Glauben verwurzelt. Miller vermittelt Luise außerdem, dass sie die bestehenden Werte und Gebote einhalten muss.
Aus diesem Grund ist für Luise die Liebe zu Ferdinand gleichzeitig auch eine Sünde. Durch ihn gerät ihr Glauben ins Wanken. Sie empfindet die Liebe als Sünde, da sie einen Verstoß gegen die (aus ihrer Sicht) von Gott gegebene Ständeordnung ist. Ihre Hoffnung ist, dass es im Jenseits keine Standesschranken mehr gibt. Deswegen will sie sich das Leben nehmen.
Ferdinands Götterglauben hingegen ist nicht mehr christlich. Er glaubt an die Liebe zu Luise, welche sich durch Eifersucht und Enttäuschung in Hass verwandelt. Die Entscheidung Luise und sich selbst zu töten ist ebenfalls nicht mehr christlich. Er bezieht sie jedoch auf einen Richtergott und bezeichnet Luises Tod als „Rache des Himmels“.
Luise verändert ihren Glauben im Laufe des Dramas ein wenig. Sie ist jedoch zu fest verankert, um sich vollständig davon zu lösen. Da sie keinen Willen dazu hat sich gegen die göttliche Ordnung aufzulehnen, beendet sie die Beziehung.
Am Ende des Dramas stirbt Luise im Geist der Vergebung. Ferdinand übernimmt das moderne Götterbild und vergibt seinem Vater.

Einordnung in die Epoche
Das Drama lässt sich der Epoche des Sturm und Drang zuordnen. Es zeigt die Kritik am Adel und damit das Aufbegehren der bürgerlichen Kräfte gegen die Willkür und die Lebensweise des Adels.
Weiterhin symbolisiert das Drama die wachsende Emanzipation. Der Verstand wird zum wichtigen Mittel, um soziale und politische Zusammenhänge zu verstehen. Das Ziel ist außerdem der Aufbau einer besseren Gesellschaft mit bürgerlichem Werte- und Normensystem. Das Drama vermittelt durch seine (weiblichen) Figuren die Ideale der Menschlichkeit(Lady Milford), Tugend (Luise), Gefühl und Vernunft (beide).

Schillers Schaubühne als moralische Anstalt
In der damaligen Zeit war das Theater in der Lage dazu dem Publikum Moral und Gesetze zu vermitteln. Die Menschen sollten sich im Theater amüsieren, aber auch über die Handlungen nachdenken und den eigenen Verstand benutzen. Die Zuschauer sollten die Möglichkeit bekommen aus den Fehlern der Figuren zu lernen und Wertvorstellungen kennenzulernen. Sie könnten so aus den Konsequenzen der falschen Entscheidungen lernen und möglicherweise ihr eigenes Leben verbessern. Der Wert des Theaters lag somit in der Kombination aus Vergnügen und dem erzieherischen Aspekt.
Außerdem stellte das Theater alltägliche Dinge des Lebens dar. Es verbildlicht sie, sodass das Publikum sie besser bewältigen kann.
Im Theater wird niemand direkt vorgeführt oder beleidigt. Es kritisiert lediglich einzelne gesellschaftliche Gruppen ohne sie direkt anzusprechen und liefert daher Denkanstöße.
Das Theater war eine Möglichkeit sehr viele Menschen zu erreichen und ihnen eine Alternative zu zeigen.

Sonntag, 27. April 2014

Buddenbrooks

Buddenbrooks – Thomas Mann (1901)

Inhalt
Der Roman beschreibt den Verfall eines Lübecker Handelsgeschlechts im 18. Jahrhundert. Es werden Figuren über vier Generationen hinweg beschrieben, wobei die dritte Generation von zentraler Bedeutung ist und aus Thomas, Antonie und Christian Buddenbrook besteht. Thomas und Christian haben Probleme. Während Christian versucht das Familienmuster komplett zu verlassen, trifft Thomas Fehlentscheidungen, die die Firma Buddenbrook zurückwerfen. Als sein Erbe und Sohn Hanno stirbt, ist das Ende der Ära deutlich.

Epoche
Der Roman lässt sich nicht eindeutig zuordnen, ist jedoch im Umbruch zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert entstanden. Er beinhaltet die Ideen des poetischen Realismus', weil es um die Strukturen der bürgerlichen Gesellschaft geht. Auch die Inhalte der Epoche „Fin de siècle“ lassen sich wiederfinden, da die Auflösungstendenzen von Familie und Gesellschaft geschildert werden. Außerdem lassen sich auch Tendenzen aus dem Naturalismus finden. Der Roman bildet die Realität naturgetreu ab.

Die Figuren

Wozu dient die Familiengeschichte der Ratenkamps?
Die Vorgeschichte der Ratenkamps, die vor den Buddenbrooks in der Mengstraße gewohnt haben, gibt einen Ausblick auf den Verlauf und das Schicksal der Firma Buddenbrook.
Die Geschichten beider Familien weisen Parallelen auf. Beide Familien stehen unter Druck und fällen ihre Entscheidungen nicht frei. Ihr Leben ist geprägt von Flucht, Abwehr und Verdrängung.

Rollen der Hauptfiguren des Romans
Die Eltern und Großeltern der dritten Generation zeigen den bürgerlichen Aufstieg.

Christian
Christian verkörpert den Versuch, aus der Familientradition auszubrechen. Er wird räumlich aus der Familie ausgeschlossen, weil er nach England gehen muss. Sein Suchtverhalten ist ein Symbol für die Suche nach einer Lebensaufgabe, die aber nicht im Beruf des Kaufmanns zu finden ist. Seine Krankheiten wiederum dienen als „Schutz“ vor dem ungeliebten Beruf. Auch die unstandesgemäße Hochzeit von Christian und Aline Puvogel ist ein Zeichen der Abgrenzung und des Protests.

Thomas
Thomas unterscheidet sich stark von Christian. Er folgt der Familientradition, da er eine Ausbildung zum Kaufmann macht und eine Praktikum in Amsterdam absolviert. Für eine vorteilhafte Ehe beendet er seine Liebesaffäre mit einer Blumenverkäuferin.
Thomas merkt allerdings nicht, dass er durch seine Frau nur Geschäftsbeziehungen geheiratet hat. Ihm fehlt der emotionale Zusammenhalt einer normalen Ehe. Weiterhin bemerkt er nicht, dass sich die Anforderungen an sein Geschäft verändern und er will es trotz widriger wirtschaftlicher Lage vergrößern, wobei aber fatal scheitert. Auch sein Tätigkeit als Senator bringt ihm nichts ein.
Thomas entwickelt sich zu einer „Kunstfigur“, die nur Fassade und ohne Inhalt ist.

Tony (Antonie)
Tony ist eine schöne Frau, die sich für ihre Familie aufopfert und ihre Interessen zurückstellt. Sie ist auf Wohlstand und Ansehen aus und orientiert sich dementsprechend. Tony ist willensstark, sie übersteht alle Schicksalsschläge ohne zusammenzubrechen. Sie ist sich ihrer Erscheinung und gesellschaftlichen Stellung genau bewusst und will diese um jeden Preis halten.

Leitmotive

Gelb
Das Gelb spiegelt sich in den Zigarren, Räumen des Hauses, der Hautfarbe und Grünlichs Backenbart wider. Es ist ein Symbol für Verfall, Tod und Niedergang.

Blau
Das Blau findet man in den Augenschatten und Fingernägel von Christian und Thomas wieder. Es stellt die Kälte, Abgestorbenheit, Mattigkeit und Schwäche dar.

Zähne
Die Figuren haben unterschiedliche Zähne, die durch die Formulierungen „gesund und weiß“, „klein und gelblich“ oder „weiß und groß, aber auch faul und mit Fehlstand“ beschrieben werden. Dies bedeutet, dass Zähne einerseits Vitalität, andererseits aber auch Tod darstellen können.

Häuser
Das Leben der Buddenbrooks in der Mengstraße, dessen Vorbesitzer in Konkurs gegangen ist, ist eine Vorausdeutung für das Ende der Buddenbrooks.
Das Leben in der Breitenstraße wiederum ist gegen die Vernunft gewählt, sondern bezweckt ausschließlich Repräsentationsabsichten.
Der Umzug in die Fischergrube, wo das Haus zwar sehr groß ist, am Ende jedoch verkauft wird, ist gleichzeitig das Ende der Familie. Auch der Name der Straße zeigt den Verfall, weil Fischer eher ärmlich sind und „Grube“ ein eher negativ konnotiertes Wort ist.

Botschaft
Der Roman zeigt, dass die alten Strukturen der Buddenbrooks nicht mehr greifen. Wer nach ihnen und dem Klassendenken lebt, geht unter. Die Familie Hagenström dagegen ist ein Beispiel für Innovation und veränderte Familienstrukturen. Die Eltern bestimmen nicht mehr den Lebensweg ihrer Kinder (Hanno, Tony) und Frauen sollten die Möglichkeit bekommen einen Beruf zu ergreifen. Tony hat keine Alternative, als ihr Leben der Familie zu widmen und Gerda bleibt auf ihr Musikzimmer beschränkt. Beide Frauen haben kein erfülltest Leben.

Zeitkritik
Der Roman stellt dar, wie eine Familie untergeht, weil sie nicht in der Lage ist sich an neuen Werten zu orientieren, sondern an alten hängen bleibt. Der Roman schildert einen Traditionsumbruch bei dem eine neue Zeit anbricht und die traditionellen Mittel nicht mehr funktionieren bzw. ihren Wert verlieren.
Die Familie gibt außerdem Beispiele für das überholte Ständebewusstsein und die Tatsache, dass Luxus als Lebensgefühl nicht automatisch auch Glück bedeutet.
Das 20. Jahrhundert orientiert sich an der Gegenwart und verlangt Flexibilität. Die Tradition darf nicht zum Selbstzweck werden und Individualität muss zugelassen werden und der Frau wird Autonomie zugesprochen.

Iphigenie

Iphigenie auf Tauris – Johann Wolfgang von Goethe (1786)

Inhalt
Das Drama beschreibt das Leben von Iphigenie, welche von der Göttin Diana vor der Opferung gerettet wurde, und nun auf Tauris als Priesterin lebt. Iphigenie nimmt in dieser Position postiven Einfluss auf den barbarischen Herrscher Thoas, der, nachdem Iphigenie seinen Heiratsantrag abgelehnt hat, jedoch das Menschenopfer wieder einführen will.
Anschließend kommen zwei Fremde auf die Insel, welche sich als Orest, Iphigenies Bruder, und Pylades, dessen Freund und Cousin, herausstellen und von Iphigenie für Thoas geopfert werden sollen. Nachdem Orest von dem Fluch der Erinnyen befreit worden ist, entschließen sich die drei zur Flucht.
Iphigenie kann Thoas jedoch nicht belügen und erzählt ihm den Plan. Dieser lässt die beiden Fremden und Iphigenie jedoch nach guten Zureden von Iphigenie mit den Worten „Lebt wohl!“ gehen.

Besonderheiten
Das Drama besteht aus fünf Akten und ist dabei auf ein Minimum reduziert. Es herrscht die Einheit von Ort, Zeit und Handlung, wobei jede Szene gradlinig, zeitlich eng begrenzt und an einem Ort stattfindet. Die Akte stehen in einem idealtypischen Handlungsbogen, da sie aufeinander aufbauen.
Das Drama ist im Blankvers geschrieben und besteht nur aus Dialogen. Es gibt kaum Regieanweisungen und keine Nebenfiguren.
Der Schwerpunkt der Handlung liegt in dem Verhältnis der Personen zueinander und damit in ihrem Konflikt.

Personenkonstellation
Die Figuren lassen sich symmetrisch einander zuordnen, was die Harmonie, Klarheit und Ordnung des Stückes zeigt. Es gibt zwei Hauptkonflikte:
1. Die Auseinandersetzung zwischen Iphigenie und Thoas
2. Die „Orest-Handlung“ mit dem Wunsch der Heimreise
Iphigenie fungiert dabei als Belehrerin für Thoas und Orest für Humanität.


Thoas und Iphigenie

Thoas
Thoas ist ein widersprüchlicher Charakter, er vereint Charakterzüge eines Gutmenschen und eines Barbaren.
Auf der einen Seite ist er einsam, vermisst seinen Sohn und ist pflichtbewusst. Er hat Angst vor Misstrauen und zeigt gewisse Menschlichkeit, da er Iphigenie verspricht sie gehen zu lassen, sollte sie die Möglichkeit bekommen Tauris zu verlassen. Außerdem war es mild und barmherzig von Thoas, dass er Iphigenie auf der Insel aufgenommen hat. Alle diese Eigenschaften zeigen, dass Thoas human sein kann.
Auf der anderen Seite verliert Thoas die Geduld, ist erpresserisch und berechnend und will Macht ausüben, weshalb er die Menschenopfer zunächst wieder einführen will. Weiterhin ist er gefühlskalt und handelt willkürlich. Er zeigt sich nicht einsichtig und bleibt beharrlich und stur.
Diese Charakterzüge legen dar, dass Thoas auch eine barbarische und wilde Seite hat.

Iphigenie
Iphigenie zeigt Menschlichkeit und ist mitfühlend, weil sie gegen das Menschenopfer ist. Sie glaubt an die Götter, spricht sich aber gegen deren Willkür, sondern für Selbstbestimmung aus. Sie ist standhaft und ehrlich, aber auch vertrauensselig und will die Welt verbessern. Im Laufe des Dramas wird sie emanzipiert und selbstbewusst und reflektiert ihre Möglichkeiten. Sie will sich die Rückreise mit Orest und Pylades offenhalten und Thoas aber auch nicht vor den Kopf stoßen.
Iphigenie ist ausgeglichen, setzt sich für Frieden ein und ist human.

Orest und Pylades


Die Heilung von Orest
Orest ist durch seine Familie mit dem Tantalidenfluch belegt. Er hat seine Mutter ermordet und wird deswegen von den Erinnyen verfolgt. Aus diesem Grund ist er verzweifelt und will streben. Orest verhält sich ausschließlich passiv und versucht nicht den Fluch zu überwinden. Er ordnet sich der Götterwelt und dem Orakel völlig unter und lässt sich durch das Schicksal bestimmen.
Im Gegensatz zu Orest ist Iphigenie aufgeklärt und aktiv. Sie bringt ihn in den Götterhain, wo er aus der „Quelle des Vergessen“ trinkt. Orest steigert sich in seine Wahn- und Schuldvorstellung und akzeptiert seine Opferrolle völlig. Schließlich fängt er an zu fantasieren und fällt in einen Heilschlaf. Dabei erlebt er, wie seine Verwandten in der Unterwelt Frieden gefunden haben und kann sich deswegen von dem Fluch befreien.

Diese Szene kann als Achse des Dramas gesehen werden. Durch Orests Reinigung steht der Fluchtplan endgültig fest und damit hat Iphigenie eine realistische Chance auf eine Heimreise. Daraus folgt ihr moralisches Dilemma, da sie in den Zwiespalt gerät, ob sie Thoas oder Orest verraten soll.

Die Erinnyen – keine Figuren
Goethe benutzt in seinem Drama die modernen Ansichten seiner Epoche (Weimarer Klassik). Es herrscht kein absoluter Götterglaube mehr und der Mensch strebt nach Autonomie. Deswegen entsteht ein neues Eigenbild des Menschen, das durch das Nutzen des Verstandes charakterisiert wird. Der Mensch und in diesem Fall Orest bestraft sich selbst und belastet sich durch das Gewissen. Deswegen brauchen die Erinnyen (als Figuren) nicht zu erscheinen.

Iphigenies Dilemma


Passender Konflikt für die Epoche der Klassik?
Die Hauptinhalte und Gedanken der Weimarer Klassik lassen sich auf das Drama und die Handlung von „Iphigenie auf Tauris“ beziehen.
  1. Das Streben nach Vollkommenheit
    Iphigenie will in ihrem Dilemma keine der beiden Seiten
    hintergehen
  2. Humanität
    Iphigenie sucht nach einer Lösung von denen alle etwas
    haben und niemand verletzt wird
  3. Harmonie von Sinnlichkeit und Vernunft
    Iphigenie ist zwischen Gefühlen und Vernunft gefangen. Als
    schöne Seele“ stellt sie damit das Idealbild dar.
  4. Unerhörte Tat“ (V.1893): Entscheidung für die Wahrheit
    Iphigenie bringt durch ihre Entscheidung Thoas den Plan zu
    verraten Gefühle (Triebe/Neigung) und Vernunft
    (Freiheit/Selbstbestimmung) in Einklang mit ihrem Handeln
Iphigenie verkörpert das Ideal der Einheit von Vernunft, Gefühl
und Handlung.

Iphigenies Götterbild
Im Laufe des Dramas verändert Iphigenie ihr Götterbild. Zu Beginn ordnet sie sich den Göttern vollständig unter. Sie akzeptiert die Göttin Diana als Herrin und will ihr vollständig dienen. Sie schämt sich sogar für ihren leichten Widerwillen. Iphigenie glaubt an die Macht der Götter.
Schließlich entwickelt sie sich weiter und kommt zu der Erkenntnis, dass manche Menschen die Götter als Ursache für die eigenen Untaten sehen. Sie überlegt sich, dass die Götter nicht unbedingt das Schlechte wollen, erkennt aber auch, dass sie letzten Endes keine Wahl hat, sondern dienen muss. Durch die Erkenntnis wächst bei ihr leichter Widerwille heran.
Dieser Frust wächst zu einer Abneigung gegen die Götter heran. Iphigenie will sich auf ihre Vernunft verlassen und sich nicht mehr von den Göttern abhängig machen.
Diese Einstellung wird durch die Erinnerung an das „Parzenlied“ noch verstärkt. Iphigenie erkennt, dass die Götter die Menschen beeinflussen, wie es ihnen gefällt. Sie sind daher furchtbar und willkürlich für Iphigenie. Sie ist der Meinung, dass der Mensch sich aus diesem Zustand befreien muss und keine Angst vor den Göttern haben muss, da er sich selbst bestimmen kann.
Iphigenie gelangt zu der Einsicht, dass der Mensch sich durch seinen Verstand selber helfen kann und deswegen die Göttlichkeit im Menschen zu finden ist.

Lebt wohl!“ - Interpretation des Schlusses
Der Schluss eröffnet durch fehlende Regieanweisungen verschiedene Interpretationsmöglichkeiten, die wiederum beeinflussen, was das Drama aussagt.
  1. Thoas ist human
    Das Drama zeigt, dass die Bildung zur Humanität möglich ist
  2. Es bleibt unklar, ob Thoas human ist
    Das Drama zeigt die Bildung zur Humanität, aber auch die
    Grenzen von Humanität
  3. Möglicher Rückfall in die Barbarei
    Das Drama zeigt, dass die Bildung zur Humanität Grenzen hat

Humanität in den Figuren des Dramas

Iphigenie
Iphigenies Handlungen basieren auf den Grundprinzipien der Moral. Für sie ist Ehrlichkeit eine hohe Tugend und sie lebt die Humanität als Ideal vor.

Thoas
Am Anfang ist Thaos an Barbar, der willkürliches und machtbesessenes Verhalten zeigt und sich auf die Götter beruft, um sein Handeln zu rechtfertigen.
Durch Iphigenie wird ihm jedoch Menschlichkeit nahe gebracht und durch ihre Ausbildung wandelt sich Thoas zu einem human Menschen.

Orest
Vor seiner Heilung glaubt Orest an die Fremdbestimmung durch die Götter und das Schicksal.
Nach der Heilung wird er positiv durch Iphigenie beeinflusst und wandelt sich ebenfalls zur Humanität.

Pylades
Pylades versucht seine Ziele durch List und Betrug zu erreichen. Er manipuliert und benutzt dafür skrupellos andere Menschen. Er handelt selbstbestimmt und nach seiner Vernunft. Pylades ist aufgeklärt, aber nicht human. Er entwickelt sich im Laufe des Dramas nicht.

Sprache - Ursprung, Erwerb

Sprachursprung und Spracherwerb

Theorien zum Sprachursprung

Johann P. Süßmilch – Versuch eines Beweises, dass die erste Sprache ihren Ursprung nicht vom Menschen, sondern allein vom Schöpfer erhalten habe (1766)
Süßmilch argumentiert in seinem Text, dass alle menschlichen Erfindungen und Techniken nicht durch reinen Zufall entstanden sind, sondern die Voraussetzung dafür immer Vernunft und Klugheit war.
Sprache folgt den Regeln der Vollkommenheit und Ordnung. Daraus schlussfolgert Süßmilch, dass für Sprache auch ein kluger und vernünftiger Schöpfer notwendig sein musste. Sprache erfordert den Gebrauch der Vernunft. Um Reflektieren, Abstrahieren und Rationalisieren zu können braucht der Mensch wiederum Sprache. Süßmilch sieht die Sprache, Zeichen und Schrift als Voraussetzung für den Gebrauch der Vernunft. Deshalb kommt für ihn der Mensch nicht als Schöpfer von Sprache oder Vernunft in Frage, da diese Fähigkeiten sich gegenseitig voraussetzen.
Seine einzig denkbare Alternative ist, dass der kindische Mensch (Mensch ohne Vernunft) die Sprache erfunden hat, was aber einen logischen Bruch für ihn darstellt. Deshalb ist für ihn gesichert, dass Gott existiert und somit der Schöpfer von Sprache und Vernunft sein muss.

Kritik
Süßmilch erkennt den Ursprung der Vernunft nicht und stellt einen logischen Bruch zwischen dem „kindischen Menschen“ und dem vernunftbegabten ersten Erfinder der Sprache dar. Er führt alle menschlichen Fähigkeiten auf einen göttlichen Schöpfer zurück. Für ihn ist der Mensch nichts ohne die Gaben Gottes.

Johann Gottfried Herder – Abhandlung über den Ursprung der Sprache (1770)
Herder sagt, dass die Sprache vom Menschen gebildet wurde, da er sie durch Verstand, Reflexion und Besonnenheit entwickelt hat. Für ihn ist der Spracherwerb prozessual, der Mensch erarbeitet sich die Sprache. Dadurch liegt für Herder die Macht der Sprache beim Menschen selbst und nicht bei einem göttlichen Schöpfer. Somit trägt der Mensch, auch auf dem Gebiet der Sprachschaffung, Verantwortung.
Herder kennt ebenfalls das Dilemma, dass es ohne Vernunft keine Sprache, andersherum ohne Sprache aber auch keine Vernunft geben kann. Er löst dieses Problem jedoch nicht durch die Existenz Gottes, sondern erklärt, dass der Mensch sich beides prozessual erarbeitet und es mit entwickelt hat. Der Mensch reflektiert den Sprachprozess.

Kritik
Herder stellt für sich keine neue Theorie auf. Er legt den Schwerpunkt auf die (mit der Sprache verbundene) Reflexion und den Prozess der Sprachentwicklung. Herder führt allerdings nicht mehr alles auf Gott zurück, was neu für die Zeit war.

Spracherwerbstheorien

Behaviorismus (Skinner)
Diese Theorie führt alles auf Lernvorgänge zurück. Das Lernen von Sprache kann nicht vererbt sein, sondern das Kind verfügt nur von Geburt an über einen universalen Lernmechanismus. Kinder sind in der Lage Sprache zu lernen, weil sie die Erwachsenen imitieren. Richtige Imitationen werden belohnt und dadurch verstärkt. Dies kann ganz direkt oder aber auch indirekt geschehen.

Kritik
Diese Theorie berücksichtigt nicht die Offenheit und Kreativitöt der Sprache. Außerdem werden auch nicht die negativen Reaktionen auf sprachliche Belehrungen der Kinder miteinbezogen.

Nativismus (Chomsky)
Der Nativismus geht davon aus, dass gewisse Sprachkenntnisse von innen kommen, also angeboren sind. Sprache entwickelt sich nicht ohne Einflüsse von außen oder ist generell angeboren, sondern es ist ein genetisches Vorwissen angelegt, dass ein schnelles und müheloses Erlernen der Sprache möglich macht. Da die Einflüsse von außen kompliziert und verwirrend sein können, müssen die Grundregeln der Sprache angeboren sein.




Kritik
Es ist grundsätzlich kein unfehlbares Grammatikwissen möglich. Außerdem ist die Alltagssprache teilweise anders als die geschriebene Sprache. Weiterhin geht die Sprache des Kindes weit über das Grammatikwissen hinaus.

Kognitivismus/Konstruktivismus (Piaget)
In den ersten zwei Lebensjahren entdeckt das Kind Zusammenhänge zwischen sensomotorischen Aspekten. Im Alter von zwei bis sieben erlernt es dann den Gebrauch von Symbolen und somit von Sprache. Die zwei folgenden Jahre dienen dann dem Lernen von logischem Denken und der Entwicklung rationalen Denkens. Ab dem elften Lebensjahr etwa wird dann das abstrakte und hypothetische Denken praktiziert.
Nach dieser Theorie ist das Erlernen von Sprache eine Folge der kognitiven Entwicklung des Kindes.

Interaktionismus
Nach diesem Modell erlernen Kinder Sprache durch die Interaktion mit der Mutter. Diese Interaktionen sind eine Angebot und eine Forderung der Sprache, die auf die Verarbeitungskapazität des kindlichen Gehirns abgestimmt ist.
Die „Motherese“ beschreibt dabei die „Sprache“ von Mutter und Kind. Erwachsene reden generell anders mit Kindern, als untereinander. Es gibt einige lautliche Merkmale, wie zum beispiel die übertriebene Intonation, die Betonung und die höhere Stimmlage. Erwachsene benutzen einfach strukturierte Aussage- und Fragesätze, wenn sie mit Kindern reden.

Kritik
Diese Theorie ist soweit schlüssig, erklärt aber nicht wie genau der Spracherwerb für das Kind möglich ist.

Konnektionismus
Der Konnektionismus sagt aus, dass Kinder eine angeborene Sensibilität gegenüber Sprache haben. Den genauen Strukturerwerb lernt das Kind über Eigenaktivität. Dies tut es durch langsames und kontinuierliches Üben vom Einfachen zum Schweren.
Kinder lernen Sprache demnach durch Eigenaktivität unter der Voraussetzung einer Sensibilität für Sprache.

Dienstag, 22. April 2014

Lyrik

Lyrik des Barocks

Besonderheiten
Die Gedichte aus der Barockzeit wurden meistens als Sonette mit Alexandriner (6-hebiger Jambus mit Mittelzäsur) und in einer gehobenen Sprache verfasst, sodass eine Sprachbarriere zur Alltagssprache bestand.
Die Gedichte standen unter dem Einfluss der drei Hauptgedanken dieser Epoche: “memento mori“ (Bedenke, dass ich sterblich bin), “carpe diem“ (Nutze den Tag) und dem Vanitas – Gedanken (Vergänglichkeit). Auch die Dichter standen unter dem Eindruck ihrer Zeit, was bedeutet, dass sie die Prachtentfaltung, die Angst vor dem Tod, sowie Krieg und Krankheiten zu den Themen der Lyrik machten.
In der Zeit nach dem dreißigjährigen Krieg herrschte für die Menschen eine enorme Bedrohung von außen. Ihr Land wurde geplündert und Soldaten waren eine ständige Gefahr. Daher hatte die Lyrik Verarbeitungsfunktion für das Verlangen der Menschen die Zeitfragen zu bewältigen.
Die Gesellschaft war weiterhin durch die klassische Rollenverteilung von Mann und Frau geprägt.
In der Lyrik wurde die Geliebte durch einen „Katalog äußerer Schönheit“ charakterisiert. Die Frau war eine märchenhafte und anbetungswürdige Schönheit, die jedoch unerreichbar bleibt.
Die Dichter des Barocks benutzen außerdem häufig die folgenden Stilmittel:
Metapher, Antithese, Allegorie, Alliteration, Inversion, Klimax, Parallelismus und Topos.

Das lyrische Ich und die Geliebte
Die Geliebte wird in den meisten Gedichten als anbetungswürdige Frau beschrieben, deren äußere Schönheit sehr nach Stereotypen definiert ist (z.B. weiße Haut, Perlenzähne, rote Lippen, usw.). Die Frauen werden als vollkommene Schönheiten beschrieben, die nur selten innere Werte haben, bzw. welche nur selten beschrieben werden (z.B. Herz aus Diamant).
Jedoch wird auch die Vergänglichkeit der Schönheit thematisiert, die durch Krankheit oder Krieg und gern in antithetischer Form dargestellt wird. Die Geliebte ist und bleibt jedoch eine Märchenfigur.
Das lyrische Ich sieht seine Geliebte ausschließlich unter dem Aspekt der Schönheit. Es betrachtet sie, hat jedoch keine oder nur wenig Nähe zu ihr. Die Frau wird nicht zum Individuum und es gibt keine Beziehung. Insgesamt sehnt sich das lyrische ich wenig nach dem „Du“, sondern nach der Perfektion (der Schönheit). Die Beziehung gibt es nicht und wird höchstens auf körperlicher Basis von dem lyrischen Ich erträumt.
Das lyrische Ich sieht seine Geliebte unter dem Aspekt der Vanitas Distanz und hat Mitleid mit ihrem Verfall.

Historischer Hintergrund

Die Zeit des Barocks ist geprägt von dem dreißigjährigen Krieg, wodurch es viel Zerstörung, Armut, Krankheiten, Hungersnöte und Plünderungen mit einer großen Anzahl von Toten und Verletzen gab. Die Menschen hatten damals einen starken Glauben zu Gott.
Nach dem westfälischen Frieden wurden die Städte einzelnen Fürsten zur Verwaltung übergeben. Diese bauten gigantische Paläste und Parkanlagen zur Demonstration ihrer Macht.

Lyrik der Romantik

Besonderheiten
In der Epoche der Romantik wurde die Geliebte durch ihre Schönheit personifiziert. Dabei hatte sie kaum Individualität. Jedoch wendet sich die Lyrik in dieser Epoche von der traditionellen Rollenverteilung ab, weil die Geliebte das lyrische Ich verlässt. Dieses flüchtet sich in die Natur und die Ferne (Eskapismus).
Die Gedichte haben eine harmonische äußere Form, die oft im Kontrast zum Inhalt steht.

Gattung
Die Gedichte der Romantik haben eine harmonische äußere Form. Sie besitzen eine durchgängiges Reimschema und ein ungebrochenes Metrum. In der Regel werden auch die typischen Inhalte (Gefühlschaos, Stagnation, Flucht in Träume) eingehalten.

Die Topoi der Romantik
Die Dichter der Romantik haben sich zahlreiche Bilder zu Nutze gemacht, um das Geschehen des Gedichts darzustellen. Diese nennen sich die Topoi der Romantik.
Durch Träume flüchtet sich das lyrische Ich aus der Wirklichkeit in eine heile Zukunft.
Dabei hat es immer Sehnsucht nach der Geliebten, der Freiheit oder der Ferne, die letzten Endes aber unerreicht bleiben.
Das lyrische ich leidet seelische Schmerzen, weil die Geliebte ihm diese zufügt in dem sie es verlässt oder die Beziehung ablehnt.
Das Motiv der Natur ist in den Gedichten der Romantik immer positiv, das Wetter ist meistens gut. Die Alternative sind Stürme und Unwetter.
Auch die Rolle von Mann und Frau hat sich verändert. Die Frauen sind immer noch begehrenswert und verehrungswürdig, haben aber einen eigenen Willen. Sie sind aktiv, da sie zum Beispiel die Beziehung beenden.
Die Harmonie, nach der sich das lyrische Ich sehnt, wird durch Sinnbilder dargestellt, wie zum Beispiel durch: Blumen, Sterne oder Nachtigallen.

Das romantische Gedicht
Die Lyrik der Romantik beschreibt die Stagnation und Resignation der Beziehung von Geliebter und lyrischem Ich. Dabei ist keine Hinwendung zum Positiven möglich. Es besteht also ein Beziehungsproblem, welches das lyrische Ich durch die Flucht aus der Realität (Träume) zu kompensieren versucht. Dabei werden diese Träume märchenhaft beschrieben.

Heinrich Heine

Die Gedichte von Heinrich Heine haben oft oder eigentlich immer einen ironischen Unterton („doppelter Boden“). Weswegen der Eindruck geweckt wird, dass er sich über die Epoche lustig macht.
Seine Gedichte sind äußerlich in einer meist perfekten Form geschrieben (3 Strophen à 4 Verse), die dem Inhalt gänzlich widerspricht. Heine schreibt seine Gedichte in einem volksliedhaftem Ton, der an Märchen erinnert und benutzt die Alltagssprache.
Er behandelt die Konflikte seiner Zeit. Daher thematisiert er die Männer- und Frauenrolle, sowie die Industrialisierung.
In seinen Gedichten verwendet er ebenfalls die typischen Stilmittel der Romantik.

Einordnung in die Zeit
Zur Zeit der Romantik fand ein starker Wandel in Natur, Gesellschaft und Wirtschaft statt, bedingt durch die Industrialisierung.
Vor der Romantik herrschte die Epoche der Klassik und des Sturm und Drang, nach ihr der Vormärz und der Realismus. Deswegen steht die Romantik in engem Zusammenhang mit der französischen Revolution.

Auswirkungen der Industrialisierung auf die Lyrik
Die Industrialisierung hatte zur Folge, dass Armut, Arbeitslosigkeit und Krankheit in der Bevölkerung ausbrachen. Die Menschen wandten sich der Natur zu. Diese veränderte sich schnell, da sie durch den Städtebau verschwinden musste.
Die Menschen waren auf der Suche nach Harmonie und Ruhe, weil sich ihr Leben durch den technischen Fortschritt enorm beschleunigt hatte und sie unter menschenunwürdigen Lebensverhältnissen leiden mussten.

Auswirkungen der französischen Revolution
Bevor die französische Revolution ausbrach, war die Gesellschaft in drei Stände unterteilt. Der Klerus und der Adel herrschten. Dies hatte zur Folge, dass Unruhen ausbrachen, da sich der 3.Stand benachteiligt fühlte. Sie waren rechtlos und litten unter den hohen Steuern. Die französische Revolution sorgte dafür, dass ein traditionelles politisches und soziales System abgeschafft wurde.
Die Folgen davon war eine allgemeine Verunsicherung, die zur Restauration führte. Die Menschen hatte zugleich Angst und auch Hoffnung vor der Neuerung,.

Wendet man diese Geschehnisse auf die Lyrik an, so muss man die veränderte Rolle von Mann und Frau berücksichtigen. Außerdem die Sehnsucht nach Beständigkeit und Harmonie, die in der äußeren Form der Gedichte wiedergefunden werden kann. Die Lyrik verdeutlicht und verbildlicht weiterhin die Möglichkeit der Neuerung, wobei die Flucht und die Träume wiederum zeigen, dass die Lyriker dennoch den alten Traditionen treu bleiben.

Moderne Lyrik

Gedichte der Gegenwart
Die Lyrik spiegelt die Gesellschaft ihrer Zeit wider und thematisiert deren Grenzen und Tabus. Außerdem zeigt sie notwendige Änderungen für die Gegenwart auf.
Bei den Gedichten wird die Gedichtform (rein äußerlich) nur zitiert. Es erfolgt eine Hinwendung zum Individuum, jedoch gibt es für die Geliebte kein allgemein anerkanntes Schönheitsideal mehr. Im Zentrum der Lyrik steht das „Du“.
Häufig werden Beziehungen oder der Wunsch nach einer Partnerschaft thematisiert. Allerdings kommt in vielen Fälle diese Beziehung auch tatsächlich zustande.
In den Gedichten liegt eine verborgene Problematik, die gedeutet und erkannt werden muss. Deswegen sind moderne Gedichte schwer zugänglich in der Deutung.

Wesentliche Merkmale
In der Lyrik der Moderne gibt es keine verbindlichen Wertsysteme mehr. Es wird eine komplizierte und unpersönliche Welt beschrieben, in der Liebe und Partnerschaft als Wunsch und als Realität existieren. Die Gesellschaft folgt keinen Ordnungssystemen mehr und das Individuum hat ein Isolationsgefühl. Durch die Sprachnot und Sprachskepsis herrschen immer mehr Kontakt- und Kommunikationsstörungen. Der Mensch fühlt sich durch die automatisierte Technik abhängig und unterlegen. Er ist nicht mehr in der Lage die Wirklichkeit zu erfassen. Deswegen flüchten sich die Menschen in die Innerlichkeit und den Traum der Besserung. Es kommt zu einer Vereinzelung und Individualisierung. Die Menschen haben Angst vor der Zukunft und erleben die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit der Liebe.

Besonderheiten
Beim modernen Gedicht wird oft auf Reim, Metrum oder Strophen verzichtet. Die äußere Form des Gedichts wird daher nur noch zitiert.
Die Gedichte ähneln meist Tagebucheinträgen, da es nur dem lyrischen Ich möglich ist die Zusammenhänge zu verstehen. Es spricht seine Gefühle und Gedanken aus.
Auch der Zeilenumbruch erfolgt nicht nach der Satzgrammatik, sondern ist sinntragend. Dabei werden häufig Enjambements und der Hakenstil als rhetorische Mittel genutzt.
Auch die Struktur der modernen Gedichte unterscheidet sich von denen aus Romantik und Barock. Es wird frei und kreativ mit den Grammatikregeln und dem Wortschatz umgegangen. Anstatt Sätze und Nebensätze zu formulieren, werden Wortgruppen und Ausdrücke benutzt. Außerdem kommt es zur Nichtverwendung von Satzzeichen oder anderen Ordnungselementen.
Um das Gedicht deuten zu können, müssen die zentralen Bilder erschlossen werden. Die Liebe und Beziehung wird in der Realität des Alltags geschildert und problematisiert.
Die Lyrik hat verarbeitungs- und Problemlösungsfunktion.

Das lyrische Ich und die Geliebte
Bei der Geliebten ist das Ideal der Schönheit mittlerweile sekundär, während es in anderen Epochen bestimmend war. In der modernen Lyrik ist Schönheit nicht mehr der Anlass für das Gedicht, sondern die Persönlichkeit mit ihren Vorzügen und Schwächen. Dabei wird durch das Gedicht die individuelle Sicht auf die Geliebte geschildert. Um diese Perspektive verständlich zu machen, benutzen die Dichter Vergleiche aus anderen Bereichen, wie der Natur oder der Tierwelt.
Generell gibt es für die Geliebte keine Fixierung auf Rollen mehr, Frauen sind allerdings auch verletzlich und nicht mehr unerreichbar geworden.
Das lyrische ich wiederum steht in einer inneren Beziehung zu der Geliebten. Es problematisiert die Beziehung (Trennung, Differenz) und verarbeitet diese bzw. sucht nach einer Lösung für das Problem. Das lyrische Ich hat eine individuelle Haltung. Demnach ist die Männerrolle nicht vorgegeben, sondern wird reflektiert. Die Geliebte wird als Partnerin dargestellt und das Gedicht thematisiert individuelle Erfahrungen.

Merkmale der Zeit
In der Moderne wird die Gedichtform häufig nur zitiert. Die Lyrik ermöglicht die Verarbeitung von Erfahrungen durch Reflexion. Mittlerweile sind Geliebte und lyrisches Ich gleichgestellte Partner in der Beziehung, wobei sie nicht mehr auf bestimmte Rollen festgelegt werden.
Im Zentrum der modernen Lyrik steht die Konfrontation mit dem Gegenüber.