Der Sprachwandel

Der Sprachwandel

  1. Definition
    Der Sprachwandel beschreibt die bewusste und nicht bewusste Veränderung der sprachlichen Kommunikation des Menschen.
    Dabei ist zu beachten, dass der Wandel und die Veränderung der Sprache immer existent sind und somit ein Phänomen darstellen, das einerseits nicht zu kontrollieren ist und somit die Sprache permanent verändert. Andererseits aber auch eine Möglichkeit bildet, Sprache ganz bewusst zu verändern, um zum Beispiel Diskriminierung zu verhindern.

  2. Die Problemfelder
    Der Sprachwandel ist ein Phänomen, welches die gesamte Gesellschaft beeinflusst und sich auf verschiedene Bereiche des menschlichen Lebens auswirkt.
    Durch zum Beispiel den Austausch von Lexik in Kinderbüchern ist es möglich Sprache zu lenken. In dem Kinderbuch „Die kleine Hexe“ wurde beispielsweise das Wort „Neger“ ersetzt, um Diskriminierung zu verhindern.
    Die Gegenbewegung gegen Diskriminierung durch Sprache wird unter dem Begriff „Political Correctness“ zusammengefasst.
    Der Einfluss des Englischen und damit die immer häufiger werdende Nutzung von Anglizismen, hat die Folge, das sich Sprache auf der einen Seite modernisiert. Im Umkehrschluss aber auch etablierte (alte) deutsche Begriffe verloren gehen.
    Die Frage, die sich jeder nun stellen muss, ist, ob der Sprachwandel ein Problem für die Gesellschaft und Geschichte des Menschen darstellt und inwiefern der Mensch durch beispielsweise SMS-Sprache und das Nutzen der neuen Medien (an Stelle des Lesens) selbst zum Sprachwandel und zum Verlust von Sprache beiträgt.

  3. Der Einfluss der neuen Medien
    Den wohl größten Einfluss auf die Sprache (besonders auf die der Jugend) hat die SMS-Sprache.
    Das Handy ist ein wichtiger Teil der Gesellschaft geworden und beherrscht, ob man es nun zugeben mag oder nicht, in einem gewissen Grad das menschliche Leben.
    Die Kommunikation über Handy und Computer verdrängt jedoch nicht nur die direkte Kommunikation zwischen Menschen, sondern hat auch auf die geschriebene Sprache gravierende Auswirkungen.
    Beim Tippen kommt es den Beteiligten hauptsächlich auf Schnelligkeit und knappe Informationsvermittlung an. Es werden größtenteils Anglizismen und Abkürzungen verwendet, die SMS-Sprache fast wie einen generationsabhängigen Code wirken lassen. Diese Schreibweise hat starke Auswirkungen auf die Lexik und Grammatik des Schreibenden, da Regeln missachtet werden und sich eine Gewohnheit dieser Missachtung einstellt, die auf andere Bereiche, in denen eventuell eine korrekte Schreibweise wichtig ist (z.B. in der Schule), Einfluss nimmt.
    Man könnte die SMS-Sprache als gewollten Sprachwandel bezeichnen, da es eigentlich für jedermann möglich wäre eine korrekte grammatische Schreibweise (mit Kommata, Groß- und Kleinschreibung sowie Zeichensetzung) zu benutzen.
    Hinzukommt, dass die SMS-Sprache kaum einen Beziehungsaspekt hat. Die Sprache ist überwiegend funktional, solange keine Privatsprache zwischen den Kommunizierenden besteht.
    SMS-Sprache wird emotional, wenn eine Verbindung zum Adressaten besteht.
    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Nutzung von Handy und Computer und die dadurch entstandene SMS-Sprache gravierende Auswirkungen auf Lexik, Syntax und Orthographie haben. Sprache wird das Ergebnis von Ausleben, Abgrenzung und Zeitnot.

  4. Ursachen für den Sprachwandel
    Die Ursachen und Auslöser für den Sprachwandel lassen sich auf gesellschaftliche und sprachliche Aspekte zurückführen.
    Die gesellschaftlichen Ursachen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
    1. Kulturkontakt:
           Laute, Grammatik und Wortschatz verschiedener(kultureller)
       Gruppen beeinflussen sich gegenseitig.
    2. kulturelle Entwicklung:
       Der Wortschatz spiegelt die kulturellen Vorstellungen
           einer Epoche wider.
    3. Neue Ideen und Dinge:
       Neues erfordert neue oder veränderte Bezeichnungen und
           lässt somit alte Begriffe verschwinden.
    4. Sozialprestige:
           Die Sprache ähnelt den Menschen, mit denen man sich
           identifiziert oder die man bewundert.
    5. Tendenz zur beschönigenden Umschreibung:
           Durch die Einführung von Tabus soll der Zuhörer geschont
           werden.
    Diese Punkte können als sprachliche Ursachen für den Sprachwandel angeführt werden:
    a. Lexikalisierung bildhafter Ausdrücke:
           Das metaphorische Gehalt der konkreten Bedeutungen von
       Worten nimmt zu.
    b. Erleichterungen in der Aussprache:
           Sprache verändert sich so, dass Begriffe leichter
           auszusprechen sind.
    c. Analogie:
           Ausnahmen in der Grammatik werden der Regel angeglichen.
    d. Zufälligkeiten:
           Sprachwandel ist unvorhersehbar.
    e. Bedarf an stärkeren Ausdrücken (Hyperbel/Litotes):
           Alte Begriffe werden mit der Zeit abgenutzt, weshalb neue
           und stärkere eingeführt werden.
     
  5. Folgen des Sprachwandels
    Meistens werden die Einflüsse durch den Sprachwandel als negativ dargestellt. Sprachwandel ist und war jedoch schon immer existent und ist somit natürlich. Es wäre daher falsch es als neuzeitliches Phänomen zu beschreiben. Schon früher wurde die deutsche Sprache von anderen beeinflusst.
    Sprachlenkung
    Sprachlenkung beschreibt den bewussten Eingriff in die Sprache. Ein Beispiel dafür ist die „Political Correctness“
    Diese beschreibt die Veränderung von Sprache wegen des Bemühens um Anti-Diskriminierung. Das Ziel dabei ist, dass die Sprache die Gesellschaft beeinflusst und nicht andersherum. Es soll ein Bewusstsein für die Auseinandersetzung mit verschiedenen Begriffen geschaffen werden, um so auf Diskriminierung aufmerksam zu machen und ein verändertes Denken zu bewirken.
    Political Correctness“ ist daher die gewollte Veränderung der Sprache zur Abschaffung von Diskriminierung.
    Sprachwandel durch Anglizismen und neue Medien
    Diese Phänomene, die bereits beschrieben worden sind, bewirken eine Vernachlässigung und Verlotterung der deutschen Sprache. Durch den immensen Einfluss aus dem Englischen und den übermäßigen Gebrauch der neuen Medien wird das Lesen völlig vernachlässigt, was die Etablierung und Übung von älteren Worten sehr erschwert.
    Weiterhin tritt die Jugendsprache auf, welche die Grammatik teilweise vernachlässigt und den Wortschatz verkleinert.
    Die Medien können als Mitursache der Verlotterung gesehen werden, da durch Internet, E-Mails, SMS und Chats deutlich weniger direkte Kommunikation besteht. Die Sprache verarmt und wird auf einfache Sätze ohne grammatische oder rhetorische Raffinesse reduziert.
    Durch diese Vereinfachung, Verkürzung und Vergröbung gibt es einen Abstieg der gesprochenen und geschriebenen Sprache.
    So verschwindet zum Beispiel der Konjunktiv immer mehr und das Perfekt ersetzt mittlerweile fast immer das Präteritum. Es kommt zu einer klanglichen Verarmung und immer häufiger werden Adjektiv und Adverb vertauscht.
    Das neue „Denglisch“ und damit der Gebrauch von Anglizismen bilden grundsätzlich keine Gefahr für die deutsche Sprache. Allerdings werden die importierten englischen Redensarten und Ausdrücke nur selten korrekt benutzt. Auswirkungen hat dies jedoch nur, wenn dadurch deutsche Redensarten und Begriffe verschwinden.
    Ein weiterer Grund für den Sprachwandel in Deutschland könnte die fehlende Identifikation mit dem eigenen Land sein. Die Flucht ins Englische dient damit als Sicherheit und als symbolische Teilnahme am globalen und technischen Fortschritt. Diese Annahme ist aber wohl heute nicht mehr ganz zutreffend, sollte aber bedacht werden.


  6. Das theoretische Modell der inneren Mehrsprachigkeit ( von S. Henne)
    In seinem Modell beschreibt Henne, dass nicht nur Sprachvarietäten zwischen unterschiedlichen Sprachen existieren, sondern auch innerhalb der Sprache verschiedene „Sprachen“ (im Sinne von Umgangsformen und Ausdrucksweisen) zu finden sind. Die Aufgabe des Menschen ist es, möglichst viele davon zu erlernen und sie zu benutzen. Dabei ist es wichtig, dass eine angemessene Nutzung besteht und der Mensch in der Lage ist, schnell zu wechseln, wenn es die Situation erfordert.

     
    Entstehung


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